Pressemitteilung vom 09.12.2020

Dr. Andre Baumann besucht den einzigen Berufsimker des Wahlkreises Schwetzingen – Hockenheim.

Altlußheim. Der einzige Berufsimker des Wahlkreises Schwetzingen, Jürgen Ullrich aus Altlußheim, hatte den Landtagskandidat der Grünen, Dr. Andre Baumann, zu einer Betriebsbesichtigung und zu einem fachlichen Austausch eingeladen. Baumann sagte im Gespräch zu, dass er weiterhin die Belange der Imkerei mit ganzer Kraft unterstützen werde. „Bienen und andere bestäubende Insekten sind systemrelevant. Und Imker sind es auch.“

Jürgen Ullrich begrüßte Baumann vor seinem Betriebsgebäude am Rande des Landschaftsschutzgebiets des Hockenheimer Rheinbogens. „Ich bin in der Umgebung der einzige Berufsimker. Rund 200 Bienenvölker habe ich in der gesamten Umgebung von Hockenheim, Alt- und Neulußheim aufgestellt. Dort sammeln die Arbeiterinnen Pollen und Nektar“, sagte Ullrich. Im Sommer bilden 50.000 bis 80.000 Bienen ein Volk, insgesamt mehr als zehn Millionen Honigbienen. „Leider kann ich heute keine Bienen zeigen, denn im Winter ruhen sie und wir sollten sie nicht stören“, erklärte Ullrich. „Mit Abstand gehen Ullrich und Baumann durch das Betriebsgebäude. Es duftet nach Wachs und nach Honig. Station für Station zeigte Ullrich, wie die Holzkästen mit zehn Rahmen voller Waben angeliefert werden, wie maschinell das Deckelwachs der Waben abgeschnitten und der Honig ausgeschleudert wird. Das Wachs wird gesammelt, geschmolzen, gereinigt und kann je nach Qualität für Kerzen oder für neue Waben verwendet werden. Ullrich zeigte Baumann die Abfüllanlage, in der das flüssige Gold – das Ergebnis der Besuche von Abermilliarden Blüten durch die Arbeiterinnen – in Gläser abgefüllt wird.

Ullrich berichtete Baumann von den zunehmenden Schwierigkeiten der Imkerei, insbesondere der Berufsimkerei und auch durch die Corona-Krise. „Wir Berufsimker leben ausschließlich von der Imkerei. Obwohl wir als landwirtschaftliche Betriebe geführt werden, werden wir anders als Landwirte nicht finanziell unterstützt.“ Ullrich bewirtschaftet den Imkereibetrieb in der dritten Generation, aber er ist nicht sicher, ob er seinen Kinder raten kann, den Betrieb weiterzuführen. Auch die Corona-Krise setzt seinem Betrieb massiv zu, da der hochwertige Honig größtenteils auf Weihnachts- und saisonalen Märkten, wie z.B. Bauernmärkten verkauft wird, die 2020 nicht stattfinden können. Ullrich berichtete, dass Berufsimker von Wetter, Klima und der Natur abhängig sind. „Der Klimawandel setzt unserer Natur zu. In den Hitzesommern der letzten Jahren haben meine Bienen in der verdorrten, blütenleeren Natur kaum Nahrung gefunden.“ Ullrich sagte, dass selbst in Fichten- und Tannenwäldern Bienen keinen Honigtau gefunden hätten. Für den Waldhonig sammeln die Bienen den Honigtau der Honigtauerzeuger, den sogenannten Lecanien und Lachniden. Der Ursprung dieses Honigtaus stammt aus dem Pflanzensaft aus der Rinde des Baumes, welche die Honigtauerzeuger anstechen. „Bei Temperaturen von nahezu 40°C waren die Wälder insbesondere 2018 und 2019 so trocken, dass nahezu alle Läuse tot von den Bäumen gerieselt sind, weil sie verhungerten. Keine Läuse, kein Honigtau, keine Nahrung für die Bienen.“ Ullrich macht sich Sorgen, wie sich die Imkerei angesichts des Klimawandels entwickeln wird. Baumann teilte Ullrichs Sorgen und sagte, dass Klimaschutz prioritär ist. „Dass der Klimaschutz stark, wirkungsvoll und erfolgreich ist, das treibt mich an, darum kandidiere ich für den Landtag.“

Ullrich und Baumann sprachen auch über das Insektensterben, den Mangel an blumenbunten Wiesen und Feldern mit Mohn, Kornblume und Rittersporn, sowie der Notwendigkeit den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Baumann berichtete, dass er als NABU-Landesvorsitzer nach dem massiven Bienen- und Insektensterben am mittleren Oberrhein im Jahr 2008 Schulter an Schulter mit dem Berufsimkerverband zusammengearbeitet hatte. Ausgelöst wurde das Bienensterben durch das Neonikotinoid Clothianidin, mit dem Maissaatgut gebeizt worden war. „Clothianidin ist tausendfach toxischer als DDT und durfte damals zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers eingesetzt werden. Unsere gemeinsame Petition von Imkerverbänden und NABU kam zum richtigen Zeitpunkt. Diese Petition hat zu einem Moratorium des Clothianidin-Einsatzes geführt. Heute ist dieses Gift zum Glück verboten.“ Baumann berichtete auch von der Weiterentwicklung des Volksbegehrens „Rettet die Biene“, an der er als Staatssekretär des Umweltministeriums mitgewirkt hat. In Baden-Württemberg sollen der Pestizideinsatz bis 2030 um 40 bis 50 Prozent reduziert und artenreiche Natur massiv gefördert werden. „Wir haben die Pestizidreduktion und den Naturschutz im Biodiversitätsgesetz festgeschrieben. Diese Ziele müssen wir erreichen. Das ist unsere Aufgabe“, sagte Baumann. Dazu sei eine naturverträgliche Landwirtschaft notwendig, die es mit den Bäuerinnen und Bauern umzusetzen gelte.

Ullrich begrüßte die Weiterentwicklung des Volksbegehrens. „Es muss sichergestellt sein, dass wenn auf der Packung bienenungefährlich steht, dass der Landwirt als fachlich geprüfter Anwender von Pflanzenschutzmitteln und der Imker sich darauf auch verlassen können und sich Versäumnisse bei der Zulassung dieser Mittel wie in der Vergangenheit nicht wiederholen. Diese Verlässlichkeit ist für eine Zusammenarbeit von Landwirt und Imker unabdingbar.“  Ullrich konnte in letzter Zeit erfreulicherweise beobachteten, dass die Sensibilität für Blühmischungen sowohl auf den Feldern, als auch in privaten Gärten zugenommen hat. 

Baumann und Ullrich besprachen auch die Zukunft des  Betriebs und der Berufsimkerei. Baumann sagte zu, dass er sich für eine gute Zukunft der Imkerei einsetzen werde. „Wir brauchen Imker. Darum gilt es, besonders Berufsimker – die sich und ihre Familien vom Honigverkauf ernähren – zu fördern“, sagte er. Der Landtagskandidat richtete am Ende eine Bitte an den Imker: „Wann immer Sie feststellen, dass mit ihren Völkern etwas nicht stimmt, dann rufen Sie mich an – sofort.“ Bienen seien, so Baumann, fliegende Bioindikatoren, die sensibel auf Umweltstörungen, beispielsweise durch Umweltgifte reagierten. „Ihre Bienen überwachen rund ein Drittel des Wahlkreises und Sie, Herr Ullrich, sind ihr Sprachrohr.“ Baumann versprach spätestens im Frühjahr, wenn die Bienen wieder aktiv sind, wieder zu kommen.