Pressemitteilung vom 17.11.2020

Dr. Andre Baumann im Gespräch mit Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. 

Für Dr. Andre Baumann ist klar: „Ohne Bäcker kein Brot. Ohne Elektriker kein Licht. Und ohne Friseure sähen wir aus wie Catweazle.“ Zu einem handwerkspolitischen Gespräch traf sich der Landtagskandidat der Grünen deshalb virtuell mit dem Präsidenten der Handwerkskammer Rhein-Neckar, Klaus Hofmann, und Hauptgeschäftsführer Jens Brandt. Aus Sicht von Baumann ist ein starkes Handwerk von fundamentaler wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Neben aktuellen Problemen durch die Corona-Krise wurde auch über den Fachkräftemangel, die Berufsausbildung und die Transformation der Wirtschaft gesprochen.           

„Handwerk ist verhalten optimistisch“

„Natürlich hat die Corona-Krise das Handwerk getroffen, aber unterschiedlich: Ein Friseurbetrieb wurde härter getroffen als das Bauhandwerk, das weitgehend durchgearbeitet hat. Das Handwerk in der Rhein-Neckar-Region ist aber unter dem Strich vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen“, berichtete Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. „Die Handwerksbetriebe sind jedoch noch weit vom Normalbetrieb entfernt.“ Auf Nachfrage Baumanns nach der konkreten Situation und der Prognose, berichtete Hofmann von einer langsamen Erholung der Handwerkswirtschaft zum Ende des dritten Quartals. Angesichts der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen sei die Umsatzentwicklung im regionalen Handwerk vergleichsweise gut, läge aber deutlich unter dem Vorjahresergebnis. „Höhere Umsätze verzeichnete in den letzten Wochen gut jeder dritte Betrieb, während jeder fünfte über Umsatzeinbußen klagt.“ Beim Blick in die Zukunft mache sich verhaltener Optimismus breit. Drei von fünf Handwerksbetrieben erwarteten ein Fortbestehen der aktuellen Geschäftslage. Baumann dankte dafür, dass während der ersten Welle der Pandemie gerade das Handwerk den „Laden auf Laufen gehalten“ habe. 

Förderprogramme von Bund und Land

Baumann berichtete, dass in der Krise Bund und Land gut an einem Strang in dieselbe Richtung gezogen hätten. „Wir haben umfangreiche Hilfs- und Förderprogramme aufgelegt, um gerade auch Handwerksbetrieben möglichst schnell und möglichst unbürokratisch wirksam zu helfen.“ Hofmann dankte dafür und sagte, dass die Fördermaßnahmen für viele Handwerksbetriebe wichtig waren und sind. Die Handwerkskammer habe den Betrieben bei der Antragstellung geholfen. „Viele Betriebe, die mittlerweile festgestellt haben, dass sie die Liquiditätshilfen doch nicht brauchen, haben die Finanzmittel zurückgezahlt oder werden dies noch tun.“ 

„Wir brauchen jetzt Aufträge durch Kommunen“

Eine Bitte richtete Hofmann an die Politik: „Wir brauchen in den nächsten Monaten Aufträge gerade durch die Kommunen.“ Städte und Gemeinden sollten jetzt in die Infrastruktur investieren, auch um das örtliche Handwerk zu unterstützen. „Handwerksbetriebe zahlen vor Ort Steuern und bieten Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Es mehren sich jedoch Hinweise, dass Kommunen versuchen ihre Haushalte zu konsolidieren.“ Baumann sagte Unterstützung zu, wies aber auf die kommunale Selbstverwaltung hin. „Die Kommunen wurden auch darum vom Land finanziell deutlich gestärkt, damit sie zeitnah investieren. Ich wünsche mir, dass sie die eine oder andere Planung aus der Schublade holen und mit Förderung des Landes umsetzen, und dadurch die Konjunktur ankurbeln“, erklärte Baumann.

Die beiden Vertreter des Handwerks fragten Baumann nach seiner Position zu Antriebstechnologien. „Wie stehen Sie zum Elektroauto und wie zur Brennstoffzelle?“ Baumann erklärte, dass jede der beiden Antriebstechnologien ihre Vorteile habe. „Im Moment ist der batterieelektrische Antrieb beim Auto deutlich vorteilhafter. Um die gleiche Strecke mit einer Brennstoffzelle zu fahren, muss fünfmal so viel Strom verwendet werden wie mit einer Batterie. Beim Auto gilt also: Lieber den Strom direkt nutzen als ihn durch den Elektrolyseur zu jagen.“ Bei LKW spreche dagegen viel für eine Brennstoffzelle. „Wir können auf den LKW nicht riesige Batterien packen, sonst bleibt kaum noch Platz für zu transportierende Güter.“ Baumann berichtete vom Strategiedialog Automobilwirtschaft der Landesregierung. „Wir wollen auch morgen noch eine starke und zukunftsfähige Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg. Die emissionsfreien Autos und Laster sollen größtenteils bei uns vom Band rollen. Wir wollen durch Ökologie auch Geld verdienen und Prosperität schaffen.“ Eine Herkulesaufgabe sei es, die baden-württembergische Automobilwirtschaft gut durch die Transformation zu bringen. Baumann berichtete, dass es darum gut sei, dass auch Handwerksunternehmen bei der Anschaffung von E-Fahrzeugen besonders hoch von Bund und Land gefördert worden seien. „Das kurbelt die Wirtschaft an und unterstützt das Handwerk.“

Hofmann wies auf den Fachkräftemangel im Handwerk hin: „Uns fehlen gute Handwerkerinnen und Handwerker. Und es fehlt Nachwuchs.“ Darum sei es notwendig, dass bei jungen Menschen für Handwerksberufe geworben würde – durch eine gute Berufsorientierung. Baumann wies darauf hin, dass durch die eingeführte Meisterprämie mehr Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Ausbildung geschaffen worden sei. Die mit Unterstützung der grünen Landtagsfraktion beschlossene Meisterprämie sei Anerkennung und Wertschätzung der Fortbildung zu Meisterinnen und Meistern nach bestandener Prüfung. Zudem sei die Förderung der Ausbildung von Meisterinnen und Meistern ein wichtiger Schritt für die Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung beruflicher und akademischer Ausbildung. „Um die Attraktivität der Ausbildung zu Meisterinnen und Meistern weiter zu stärken, müssen wir die Kosten der Ausbildungskurse und -prüfungen weiter senken.“

Keine Energiewende ohne das Handwerk

„Das Handwerk ist wichtiger Motor des Klimaschutz. Und Klimaschutz schafft Jobs beim Handwerk“, so Baumann. Das Handwerk spiele eine zentrale Rolle für eine erfolgreiche Energiewende. „Für die neue energieeffiziente Heizung im Keller, für die Montage der Photovoltaikanlage auf dem Dach und für eine optimale Wärmedämmung des Eigenheims – dafür brauchen wir Handwerker“. Baumann bekannte sich zum Handwerk: „Ohne Handwerk geht nichts. Handwerk ist Arbeitgeber, Leistungsträger, Innovationstreiber und auch unverzichtbar für die Energiewende.“ Baumann sagte zum Ende des Gespräch weiterhin seine Unterstützung des Handwerks zu.