Pressemitteilung vom 21.12.2020
Eine stille Nacht ist der Wunsch vieler Menschen in der Region
Hockenheim/ Schwetzingen/ Altlußheim. Lärm stört, Lärm macht krank – egal ob Bahnlärm, Straßenlärm oder Fluglärm. Der Landtagskandidat der Grünen, Dr. Andre Baumann, hatte zu einem lärmschutzpolitischen Abend den Lärmschutzexperten Thomas Marwein eingeladen. Neben Lärmgeplagten aus dem ganzen Wahlkreis waren auch Sprecher verschiedener Lärmschutzinitiativen aus Hockenheim und Schwetzingen vertreten.
„Mehr als eine Viertelmillion Menschen in Baden-Württemberg sind in Baden-Württemberg von Lärm massiv beeinträchtigt“, sagte Baumann in seiner Begrüßung. „Wir haben eine brummende und boomende Region und das hört man auch.“ Baumann berichtete, er wisse aus eigener Erfahrung, wie beeinträchtigend Lärm sein könne. „Wir brauchen gerade bei uns im Ballungsgebiet eine deutliche Lärmreduktion.“ Referent war Thomas Marwein, lärmpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion. Marwein, Dipl.-Ingenieur, ist außerdem ehrenamtlicher Lärmschutzbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung. In seinem Vortrag berichtete er von den Folgen dauerhaften Lärms. „Lärm kann Stress verursachen. Dauerhafter Stress heißt, dass unser Körper dauerhaft im Alarmmodus ist. Herz-Kreis-Erkrankungen, Depressionen und andere Erkrankungen können so verursacht werden“, so Marwein. Marwein stellte die rechtlichen Grundlagen des Lärmschutzes vor. „Hauptproblem beim Lärmschutz ist die getrennte Betrachtung und Bewertung verschiedener Lärmquellen“, so Marwein. So müsse beispielsweise bei einer neuen Bahnstrecke nur der Bahnlärm betrachtet werden, aber nicht, ob bereits andere Lärmquellen das Gebiet beeinträchtigten. „Wir brauchen endlich eine Gesamtlärmbetrachtung bei Planungen. Es muss die Summationswirkung von Lärm betrachtet werden. Aber egal wie laut wir dies einfordern, die zuständige Bundesregierung ist auf diesem Ohr schwerhörig“, so Marwein. Marwein stellte am Beispiel des Motorradlärms dar, dass das baden-württembergische Verkehrsministerium und er die größte Lärmschutzinitiative Deutschland aufgebaut hätten. Mit dem Bundesverband der Motorradfahrer stehe Marwein in Kontakt. „Wir hatten Erfolg: Unsere Lärmschutz-Initiative wurde vom Bundesrat angenommen“, so Marwein. Nun müsse die Bundesregierung aktiv werden. Er stellte weitere Initiativen der Landesregierung im Bereich des Lärmschutzes vor. „Anliegen können gerne an mich als Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung gerichtet werden“, sagte Marwein.
Herbert Brenner und Sabine Walter, beide von der Schwetzinger Bürgerinitiative gegen Bahnlärm, berichteten von ihrem Engagement. Brenner fragte Marwein um Rat, wie sich die Bevölkerung beim geplanten Ausbau der Rheintalbahn zwischen Mannheim und Karlsruhe erfolgreich einbringen können. „Wichtig ist, dass sie sich zusammenschließen und Druck auf die Politik machen“, sagte Marwein, der sich vor Jahren als Offenburger Stadtrat beim Ausbau des 3. und 4. Gleises der Rheintalbahn engagiert hatte. Aufgrund des Drucks der Bürgerschaft werde eine Tunnellösung in Offenburg realisiert. Christian Kramberg, der bei der Bürgerinitiative Stille Schiene (BISS) Hockenheim aktiv ist, stellte die Situation in Hockenheim dar. Die Deutsche Bahn setze Zusagen für mehr Lärmschutz seit vielen Jahren nicht um. Marwein und Baumann versprachen aktiv zu werden. „Wir brauchen für den Klimaschutz einen Ausbau des Schienengüterverkehrs. Aber wir brauchen auch einen deutlich besseren Lärmschutz – an Bestandsstrecken und an Neubaustrecken“, so Baumann.
„In den vergangenen Jahren hat der Fluglärm in Altlußheim und Oberhauen-Rheinhausen stark zugenommen“, berichtete Holger Porath, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Altlußheimer Gemeinderat. Der Fluglärm würde von Flugzeugen und Gyrocoptern verursacht, die von der offiziellen und genehmigten Platzrunde des privaten Flugplatzes in Speyer abwichen und die Ortschaften verlärmten. „Für mich ist klar: Der in Rheinland-Pfalz liegende Flugplatz muss dafür sorgen, dass Auflagen auch in Baden-Württemberg eingehalten werden“, so Baumann. „Es kann nicht sein, dass wenige auf Kosten der Lebensqualität vieler ihrem Hobby nachgehen.“ Marwein schlug vor, das für Flugplätze federführende Regierungspräsidium Stuttgart einzuschalten.
In der Veranstaltung wurden auch die baden-württembergischen Initiativen zur Verminderung des Motorradlärms angesprochen. Baumann sagte, dass gegen Motorradfahren nichts einzuwenden sei, es gebe jedoch kein Recht, andere durch Lärm zu stören, der durch frisierte Maschinen und absichtlich laute Fahrweise entstehe. Der Landtagskandidat der Grünen sagte zum Abschluss der Veranstaltung, sich des Lärmschutzes in der Region anzunehmen und mit den hiesigen Lärmschutzinitiativen eng zusammenzuarbeiten.