Pressemitteilung vom 23.11.2020
Bildungspolitischer Abend von Dr. Andre Baumann mit den Expertinnen Susanne Posselt und Dr. Ute Kratzmeier von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft.
„Heute Abend geht es um unser wichtigstes Gut: unsere Kinder“, sagte Dr. Andre Baumann zu Beginn der bildungspolitischen Videokonferenz, zu der der Landtagskandidat der Grünen eingeladen hatte. Die Referentinnen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), zwei ausgewiesene Expertinnen für Gemeinschaftsschulen, stellten diesen Schultyp und seine Bedeutung in der baden-württembergischen Schullandschaft vor. Dabei wurde dargestellt, dass das Konzept der Gemeinschaftsschule überzeuge – auch auch bei Wettbewerben und bei Studien. Kratzmeier und Posselt räumten mit Fakten ideologische Vorurteile gegen Gemeinschaftsschulen aus.
Bildungspolitik habe eine herausragende Bedeutung für uns Grüne, sagte Andre Baumann. „Schülerinnen und der Schüler müssen im Mittelpunkt der Schulpolitik stehen,“ sagte Baumann. Jede Schule in Baden-Württemberg muss in die Lage versetzt werden, ihre Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern. Baumann lobte die Förderung der Gemeinschaftsschulen im Land seit rund zehn Jahren. Dass Gemeinschaftsschulen ausgebaut und gefördert würden, gebe es viele Gründe: Pädagogisch sei es sinnvoll, dass jedes einzelne Kind für sich betrachtet werde, dass sich jedes Kind individuell entwickeln könne. Auch hinsichtlich der regionalen Schulentwicklung in eher ländlichen Gebieten seien Gemeinschaftsschulen sinnvoll. Baumann berichtete, dass es aktuell 308 Gemeinschaftsschulen im Land gibt. „Bei uns sind es die Neurott-Gemeinschaftsschule Ketsch, die Friedrich-Ebert-Gemeinschaftsschule Eppelheim, die Friedrich-von-Schiller-Schule Reilingen und die Karl-Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule Schwetzingen“, so Baumann.
Dieser Schultyp unterscheide sich grundlegend von anderen des gegliederten Schulsystems. „Jedes Kind kann im individuellen Tempo lernen. Das ist wichtig. Denn nicht alle Kinder entwickeln sich zum gleichen Zeitpunkt gleich. Kein Kind gleicht dem anderen“, sagte Dr. Ute Kratzmeier. Ute Kratzmeier ist Sozialökonomin und Referentin für Schulpolitik der GEW Baden-Württemberg. „Manche Kinder starten früher durch, manche später. Deshalb sollten Kinder in ihrem eigenen Tempo lernen und individuell gefördert werden. Dieser Individualität wurde das gegliederte System, das unterstellt, man könne Kinder nach der Grundschule in drei Leistungsgruppen einteilen, nicht gerecht.“ Die zusätzlich eingeführten Gemeinschaftsschulen zeigen, dass Förderung und Leistung auch ohne die klassischen Noten und ohne Sitzenbleiben funktionieren kann. Dass sich Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg bewährten, zeigten zahlreiche wissenschaftliche Studien und Wettbewerbe. Obwohl an Gemeinschaftsschulen deutlich mehr Kinder mit Werkrealschulempfehlung eingeschult würden, seien die schulischen Leistungen bei Vergleichsarbeiten nicht deutlich zu Realschulen verschieden. Dies zeige: Gemeinschaftsschulen würden vermeintlich schwache Schülerinnen und Schüler besser fördern. Kratzmeier berichtete, dass Gemeinschaftsschulen regelmäßig bundesweite Schul-Wettbewerbe gewinnen.
Die zweite Expertin, Susanne Posselt, ist Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule in Karlsruhe. Sie ist stellvertretende Bezirksvorsitzende der GEW Nordbaden und Vorsitzende der GEW-Landesfachgruppe Gemeinschaftsschulen. Posselt stellte anhand ihrer – durchweg positiven – Erfahrungen Gemeinschaftsschulen praktisch vor. Posselt wünschte sich eine stärke politische Unterstützung für Gemeinschaftsschulen. Die höhere zeitliche Belastung der Lehrkräfte durch ein Fördern der Kinder zum Beispiel durch das zentral wichtige Instrument des Coachings müsse berücksichtigt werden. „Die Gemeinschaftsschulen haben sich bewährt und bewähren sich jeden Tag. Darum sollten sie weiter gefördert werden“, so Posselt. Baumann unterstützte die Forderung von Posselt, dass die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften auch im Bereich der Gemeinschaftsschulen verbessert werden müsse. Baumann ergänzte: „Wir Grüne werden weiterhin Gemeinschaftsschulen unterstützen. Beispielsweise sollten mehr Gemeinschaftsschulen im Land auch ein Abitur anbieten. Aber wichtig ist mir, dass die Debatte um Schultypen nicht parteipolitisch aufgeladen wird. Es geht um Kinder und um deren Bildung. Darum muss jeder Schultyp gut ausgestattet sein.“