Dr. Andre Baumann organisierte Exkursion zum Geothermie-Kraftwerk in Bruchsal. Große Resonanz und angeregte Diskussionen. 

Fast bis auf den letzten Platz war der Bus gefüllt, als er sich auf den Weg ins Bruchsaler Gewerbegebiet machte. Dr. Andre Baumann hatte als Landtagsabgeordneter der Grünen zu einer Exkursion ins dortige Geothermie-Kraftwerk eingeladen. „Geothermie kann ein wichtiger Baustein bei der Energiewende sein. Aber man muss es eben auch richtig machen“, erklärte er und ist sich dabei bewusst, dass die neue Technik in der Region heiß diskutiert wird. Die Teilnehmenden hatten ganz unterschiedliche Hintergründe: einige waren dabei, weil sie sich für die Technik interessierten, andere, weil sie Chancen aber auch Risiken in dieser Form der Energiegewinnung sehen.

Großes Interesse an der Geothermieanlage in Bruchsal

Als der Bus am Nachmittag das Ziel erreichte, waren viele der Teilnehmenden zuerst irritiert. Denn von der Straße aus ist auf den ersten Blick nichts zu erkennen und auch beim Näherkommen wirkt die Anlage eher unscheinbar. Ein paar Rohre führen quer durch das Gelände zu einem kleinen Häuschen, das das eigentliche Kraftwerk ist. „Wir hätten das auch noch viel kleiner bauen können“, erklärte Thomas Kölbel von der EnBW, „doch wir hatten das Grundstück zur Verfügung“. Mittlerweile ist das Kraftwerk aus dem Versuchsstadium heraus und liefert Strom und Wärme an eine Polizeistation und etwa 1.200 Haushalte.

Vor Ort teilten sich die 40 Teilnehmenden in zwei Gruppen auf und besichtigten die Anlage. „Wir hatten in den letzten zwölf Jahren keinerlei Probleme“, betonte Kölbel. „Beschwerden über eine Geräuschentwicklung blieben aus.“ Leider konnten die Besucherinnen und Besucher das nicht selbst feststellen, denn genau an diesem Tag war die Anlage leider wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. „Ich war schon häufig hier und alles, was man hört, ist ein leises Plätschern vom Kühlturm, in dem das heiße Wasser nach unten in den Behälter fließt“, erklärte Baumann. „Wenn die Türen geschlossen sind, ist auch vom Kraftwerksbetrieb selbst so gut wie nichts zu hören“, fügte Betriebsleiter Robin Orant hinzu.

Dorothee Siefert und Robin Orant erklären den Besucherinnen das Geothermiekraftwerk

Wie sieht es aber mit der Sicherheit aus? Viele Bürgerinnen und Bürger sorgen sich vor menschengemachten Erdbeben, die durch die Anlagen verursacht werden können. An der Stelle, an der das 125 Grad heiße Wasser aus 2.500 Metern hinaufgepumpt wird, verwies Thomas Kölbel erneut auf den bisher problemlosen Betrieb der Anlage. „Wir haben zahlreiche Sensoren in der Umgebung angebracht und diese Sensoren messen tatsächlich seismische Aktivitäten. Jedoch noch nie von unserer Anlage“. Auf dem Papierausdruck, der am Geländer des Bohrlochs hängt, steigt und fällt die Grafik in regelmäßigen Kurven. Diese spiegelt aber fast ausschließlich die Erschütterungen wider, die zwei Kilometer weiter auf der Autobahn durch den Verkehr erzeugt werden. Die Geothermie-Anlage dagegen bleibt ruhig. Dennoch gibt es andernorts auch Schäden, die von Geothermie-Anlagen in Deutschland und anderswo auf der Welt verursacht wurden. „Über die Jahre haben wir unglaublich viel gelernt“, berichtete Kölbel und verwies auch auf die vielen Erfahrungen und Erkenntnisse im Bereich der Materialforschung, die maßgeblich zu einem sicheren Betrieb beitrügen „Wenn man es richtig macht, ist das Risiko sehr gering. Die kommenden Geothermie-Kraftwerke müssen funktionieren. Wir können und wollen uns keinen Schaden erlauben“, sagte Baumann bereits auf der Hinfahrt. Und Thomas Kölbel bestätigte vor Ort, dass Sicherheit die oberste Priorität habe. Daran sei auch dem Unternehmen „GeoHardt“ gelegen, das ein Zusammenschluss der EnBW und der MVV ist: „Wenn etwas passiert, sind wir nicht einfach weg“. 

Am Bohrloch erläutert Thomas Kölbel die Technik und die Sicherheitsmaßnahmen der Anlage

Andre Baumann lobte die kritischen und berechtigten Nachfragen der Bürgerinnen und Bürger, die sich skeptisch äußerten: „Der Weg zur richtigen Entscheidung ist eben keine Autobahn auf der man zum Ziel rast, sondern eher ein Waldweg mit viele Abzweigungen, an denen man gemeinsam über die Richtung diskutiert“, veranschaulicht Andre Baumann den manchmal zähen aber wichtigen demokratischen Prozess.

Auf der Rückfahrt und beim abschließenden Abendessen im Blauen Loch ging der Austausch noch weiter. „Die Zukunft der Energieversorgung ist dezentral“, erklärte Baumann. Ein einzelnes Geothermie-Kraftwerk kann ein großes Kohlekraftwerk natürlich nicht ersetzen. Das muss es aber auch nicht. „Viele kleinere Anlagen die auf regenerativen Energien beruhen, können das genauso gut. Erdwärme, Photovoltaik und Windkraft können sich da ideal ergänzen. Der Mix macht es eben und den benötigen wir, um die Energiewende zu schaffen“. Andre Baumann ließ während der gesamten Fahrt keinen Zweifel daran, dass wir dem menschengemachten Klimawandel entschlossen entgegentreten müssen. „Wir werden in Baden-Württemberg auch weiterhin auf Energieimporte angewiesen sein. Aber wir können und müssen durch unsere Bemühungen ein deutliches Zeichen setzen und damit Vorbild auch für andere Länder sein“.