Pressemitteilung vom 24.02.2021

Anpacken und nicht nur schwätzen. Das war das Motto von Dr. Andre Baumann beim Besuch des Landwirtschaftsbetriebs von Jochen Kief in der Seewaldsiedlung in Hockenheim. Kief hatte den Landtagskandidaten zu Arbeitsgesprächen auf seinen Hof im Hockenheimer Rheinbogen eingeladen.

Kurz nach dem die Sonne aufgegangen war, fütterten Kief und Baumann gemeinsam die Kühe, misteten die Liegeboxen aus und legten sie mit Stroh aus. Baumann ließ es sich auch nicht nehmen, die frisch gelegten Hühnereier in Eierkartons zu verteilen. Kurzum: Baumann packte mit an.  Während des Arbeitens diskutierten Kief und Baumann die brennenden Themen der Landwirtschaft. Themen waren unter anderem die Umsetzung der Düngeverordnung, wie Bauern faire Preise für gute Produkte bekommen können, wie Naturschutz und Landwirtschaft versöhnt werden und wie artenreichen Grünland im Hockenheimer Rheinbogen erhalten und gefördert werden kann. 

Jochen Kief bewirtschaftet einen konventionellen Betrieb im Hockenheimer Rheinbogen, einen der letzten Milchviehbetriebe in der Region. Das Futter für seine rund 60 Kühe baut er auf den Acker- und Grünlandflächen rund um seinen Betrieb an. Sojaschrot, für deren Anbau tropische Regenwälder im großen Stil gerodet werden, kommt nicht in den Trog. „Meine Kühe fressen das, was bei uns wächst. Wir produzieren regionale Milch“, sagte Kief. Der Landwirt produziert auch Eier, die ab Hof in einem gekühlten Automaten von den Kundinnen und Kunden gekauft werden können. „Sie bewirtschaften ihren Hof vorbildlich. Geschlossene Kreisläufe, wenige mineralische Düngemittel und ein weitgehender Verzicht von chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel – das ist wirklich super“, lobte Baumann. 

Kief und Baumann diskutierten lange, wie Tierschutz, Naturschutz und Wasserschutz in der Landwirtschaft gestärkt werden können. Beide waren sich einig: Es geht nur gemeinsam, wenn Naturschutz, Tierschutz und Landwirtschaft auf Augenhöhe miteinander arbeiten. Es geht nur, wenn Landwirte verlässlich und dauerhaft für gute Produkte faire Preise bekommen. Baumann nannte das Biodiversitätsstärkungsgesetz des Landes, dessen Eckpunkte von Naturschutz und Landwirtschaft ausgehandelt wurde und einem kooperativen Weg folgt. Dieses Gesetz sieht vor, dass in den nächsten zehn Jahren der Pestizideinsatz um 40 bis 50 Prozent reduziert und der ökologische Landbau auf 30 bis 40 Prozent der Landwirtschaftsfläche stattfinden soll. Baumann berichtete von den Verhandlungen, die er als Umweltstaatssekretär geführt hatte. 

„Wie schaffen wir es, dass nicht nur mehr Bio angebaut, sondern auch mehr Bio im Laden gekauft wird“, fragte Kief. Wenn die Nachfrage nach Bio-Lebensmittel nicht im Gleichklang mit der Produktion steige, drohe ein Preisverfall in der Biolandwirtschaft. 

„Wir müssen die Landwirtschaftsförderung so umbauen, dass Landwirte, die mehr für die Allgemeinheit leisten, Natur erhalten, Klima schützen und ihre Tiere vorbildlich halten auch deutlich höhere Vergütungen bekommen. Gesellschaftliche Gelder für gesellschaftliche Leistungen“, sagte Baumann. Der Grüne Landwirtschaftsexperte berichtete, dass Ministerpräsident Kretschmann außerdem in der nächsten Legislaturperiode einen Strategiedialog zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Handel starten möchte. „Wir wollen einen Gesellschaftsvertrag zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Handel ausarbeiten und schließen, der insbesondere faire Preise für gute landwirtschaftliche Produkte umfasst.“ Dieser Gesellschaftsvertrag sei für Baumann mit das Wichtigste in den nächsten Jahren. „Ich möchte weder ein Insektensterben noch ein Höfesterben. Wir brauchen eine Politik für Bienen und Bauern.“

Kief und Baumann sprachen auch über die neue Düngeverordnung. Bei einer früheren Abgrenzung lag der Hof von Jochen Kief in einem so genannten Roten Gebiet, in denen der Nitrateintrag ins Grundwasser hätte reduziert werden müssen. „Ich bin froh, dass das Umweltministerium die Abgrenzung der Nitratgebiete, der Roten Gebiete, überarbeitet und auf bessere fachliche Grundlagen gestellt hat“, so Baumann. Dadurch ist Kiefs Hof aus der Gebietskulisse der Roten Gebiete herausgefallen. Baumann sagte, dass Baden-Württemberg nicht dafür verantwortlich sei, dass Deutschland gegen die EU-Nitrat-Richtlinie verstoßen hat und von der EU-Kommission unter Androhung millionenschwerer Strafen aufgefordert wurde, das Grundwasser zu schützen. „Die Landwirtschaftspolitik von Julia Klöckner und ihren Vorgängern hat die viel zu intensive Tierhaltung insbesondere in Nord- und Ostdeutschland gefördert. Weil Schweinebarone sauigeln, müssen deutschlandweite Regelungen getroffen werden, die auch unseren vergleichsweise kleinen Betrieben in Baden-Württemberg das Leben schwer machen. Die Unschuldigen werden bestraft“, erklärte Baumann.

Baumann versicherte Kief, dass er sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in der Kurpfalz einsetzen wird. „Wir können auch bei uns Landwirtschaft und Naturschutz versöhnen. Man muss es nur wollen und dafür arbeiten.“ Baumann berichtete, dass er bereits als Mitarbeiter des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim, als NABU-Landesvorsitzender und als Umweltstaatssekretär konsequent daran gearbeitet habe. „Sollte ich Landtagsabgeordneter werden, will ich dieses Miteinander auch in meiner Heimat vorbringen“, sagte Baumann. „Landwirtschaftliche Betriebe wie Ihrer müssen eine gute Zukunft habe. Dafür will und werde ich arbeiten.“