Alle Abgeordneten und alle Bürgermeister der Region ziehen bei neuer Bahntrasse weiterhin an einem Strang: Keine neue Zerschneidung der Landschaft, kein zusätzlicher Lärm.
Die Landtagsabgeordneten des Landtagswahlkreises Schwetzingen, der Bundestagsabgeordnete der Region, der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises und alle Bürgermeister haben sich gemeinsam sowohl gegenüber der Deutschen Bahn AG als auch dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr und dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg für eine bürger- und naturfreundliche Trassenführung der Güterzugverbindung Mannheim-Karlsruhe ausgesprochen.
Zwar sei der Ausbau des europäischen Güterverkehrs ein aus verkehrs- und klimapolitischer Sicht wichtiges Projekt, das vorangetrieben werden müsse. Allerdings gebe es Aspekte, die bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden müssen, damit die Region nicht über Gebühr durch Lärm und Zerschneidung der Landschaft belastet würde. Die Mandatsträgerinnen und Mandatsträger reagieren auf die Antworten der beiden Ministerien deutlich: „Auch wenn wir noch am Anfang der Planung stehen: Die Deutsche Bahn AG und die Verkehrsministerien müssen wissen: Wir stehen als Region über die Kommunen und Parteien fest zusammen. Beim Schutz der Bürgerinnen und Bürger, unserer Natur und Heimat gibt es keine Rabatte.“
In einem gemeinsamen Brief an die Deutsche Bahn AG, das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und das Bundesverkehrsministerium hatten sich Landrat und Vorsitzender des Verbands Region Rhein-Neckar Stefan Dallinger, die Bundestags- und Landtagsabgeordneten Olav Gutting, Dr. Andre Baumann, Daniel Born und Andreas Sturm sowie die Bürgermeisterin und die Bürgermeister der Städte und Gemeinden Schwetzingen, Oftersheim, Brühl, Ketsch, Plankstadt, Eppelheim, Hockenheim, Reilingen, Neulußheim und Altlußheim mit konkreten Forderungen gewandt. Die Unterzeichnenden des Briefes stehen hinter dem Ausbau des Güterverkehrs, aber insbesondere die Region des westlichen Rhein-Neckar-Kreises sei durch ein hohes Verkehrsaufkommen sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene bereits sehr belastet. Dazu kommen zahlreiche weitere bestehende oder geplante Infrastrukturmaßnahmen.
Darum setzen sich die Mandatsträgerinnen und Mandatsträger dafür ein, dass durch den Trassenbau so wenig Flächen wie möglich zusätzlich in Anspruch genommen werden. Zusätzlicher Lärm solle durch eine sinnvolle Trassenführung und Lärmschutzmaßnahmen vermieden werden. Ebenso sollen die gewachsenen Strukturen der Gemeinden durch die Trasse nicht durchschnitten werden, Auswirkungen der Gütertrasse für Menschen und Natur müssen auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Zudem müsse das Projekt unter enger und transparenter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie der Bürgerinitiativen geplant und ausgeführt werden.
Mittlerweile antworteten die Deutsche Bahn AG und die beiden Ministerien auf den gemeinsamen Brief. Der Tenor der Schreiben: Man stehe noch ganz am Anfang und müsse aus genehmigungsrechtlichen Gründen alle technisch machbaren Streckenoptionen prüfen. Ziel des daran anschließenden Variantenvergleichs im Rahmen dieser Untersuchungen sei es dann, die insgesamt umwelt- und raumverträglichste Linienführung zu finden, die gleichzeitig aber auch noch finanzierbar sei. Die Bahn weist darauf hin, dass sie von Anfang an im Rahmen des Dialogforums und mit verschiedenen öffentlichen Terminen für eine Beteiligung der Öffentlichkeit gesorgt habe.
Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg weist darauf hin, dass es wichtig sei, die im Brief genannten Kriterien, an den Planungsträger zu adressieren. „Nur so ist überhaupt gewährleistet, dass diese im aktuell stattfindenden iterativen Trassenfindungsprozess auch Berücksichtigung finden können. Als Ergebnis dieses Bürgerbeteiligungsverfahrens erwartet die Landesregierung von der Deutschen Bahn eine Planung, die von Anfang an menschen- und umweltgerecht geplant wird“, schreibt Ministerialdirektor Berthold Frieß. Das Verkehrsministerium sei zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht werden könne, wenn sich alle Beteiligten konstruktiv und lösungsorientiert in diesen Prozess einbringen.
Unterdessen ist die Rhein-Neckar-Region nur ein kleines Puzzleteil in der langen Verbindung von Rotterdam bis nach Genua. Am Ende wird sich zeigen, mit welcher Streckenführung am wenigsten Eingriffe in die Natur und das Leben der Menschen verbunden sind. Darum werden Raumwiderstände, wie Naturschutzgebiete, besiedelte Gebiete und Gewerbegebiete erhoben, um einen Vergleich der Auswirkungen verschiedener Streckenoptionen zu ermöglichen. Da gehöre auch die Betrachtung der Landschaftszerschneidung dazu, führt die Bahn in ihrem Schreiben aus.
Natürlich wird auch die Finanzierbarkeit des Projekts eine Rolle spielen und so wird es sich in Zukunft zeigen, welche Entwicklung das Projekt nehmen wird. Klar ist jedoch für alle Unterzeichnenden des gemeinsamen Briefes, dass sie weiterhin fest an der Seite ihrer Bürgerinnen und Bürger stehen und den Fortgang des Projekts wachsam und kritisch begleiten werden. Denn eine zusätzliche Zerschneidung der Landschaft wäre eine denkbar schlechte Lösung für die Region, die ohnehin lärmgeplagt und von Autobahnen und Bahnstecken zerschnitten sei. Mindestens ebenso schlecht wäre es nach Ansicht der Unterzeichnenden, die bereits deutlich vorhandene Überbündelung von Verkehrsinfrastrukturelementen in einigen Bereichen der Rhein-Neckar-Region durch die dortige Verlegung zweier weiterer Bahngleise zu verschärfen. Dieses wäre weder den Menschen, noch der Landschaft der betroffenen Städte und Gemeinden zuzumuten.