Die Energiewende geschieht nicht irgendwo weit, weit weg. Sie findet direkt vor der Haustür und natürlich auch zuhause selbst statt. So stand es in der Einladung zur Informations- und Diskussionsveranstaltung im gut besuchten Palais Hirsch.
„Der Klimawandel wartet nicht“, leitete Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen den Abend ein. „Darum müssen wir jetzt handeln. Und wir alle können dazu einen Beitrag leisten.“ Zum Beispiel, wenn Gebäude energetisch saniert und mit erneuerbarer Wärme über Wärmenetze, Pelletöfen oder Wärmepumpen versorgt werden. Auf dem Dach oder am Balkon kann über Photovoltaik Strom gewonnen werden. Wie auch immer man sich entscheidet: Richtig gemacht, schützt die eigene Energiewende das Klima und den eigenen Geldbeutel.
Bis 2040 soll Baden-Württemberg klimaneutral werden. Doch wie kann dieses ehrgeizige Ziel erreicht werden? Wie gelingt die eigene Energiewende? Welche gesetzlichen Anforderungen gibt es oder sind geplant? Welche technischen Lösungen und welche Förderungen gibt es? Und wer kann im Dschungel der Förderungen beraten?
Um diese Fragen zu beantworten, hat sich Baumann fachkundige Unterstützung von drei Experten geholt: Energieberater und Bezirksschornsteinfeger Sascha Gräter aus Hockenheim, Dr. Klaus Keßler, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (KLiBA) Heidelberg und Werner Müntener von der Firma WM erneuerbare Energien aus Altlußheim.
„Die Leute wissen oft nicht, was sie tun können, um Energie zu sparen“, erklärte Sascha Gräter, dessen Fachgebiet die Installation und Wartung von Heizungsanlagen ist. Er berät aber auch zu anderen Energiethemen und erstellt Energieausweise für Gebäude. Gräter möchte den Hausbesitzern konkrete Empfehlungen geben. Zum Beispiel, mit welchen Sanierungsmaßnahmen der Energieverbrauch effektiv reduziert werden kann.
Hierzu berät auch die KLiBa: „Wir machen meistens die Erstberatung“, sagte Geschäftsführer Dr. Klaus Keßler. Die KLiBA berät kostenlos zu allen Fragen rund ums Energiesparen – und zwar Bürgerinnen und Bürger genauso wie Gewerbebetriebe, aber auch Städte und Gemeinden. Wenn die geplanten Maßnahmen umfangreicher werden, empfehle die KLiBA immer, einen Energieberater hinzuzuziehen.
Photovoltaik-Anlagen sind für Werner Müntener die Technik der Zukunft. Dafür brauche es jedoch auch dafür geeignete Flächen. Der versierte Techniker und sein Team planen Photovoltaikanlagen von der Idee bis zur Umsetzung. Müntener arbeitet dabei auch mit Partnern zusammen, mit denen er umfassende Energiesparprojekte realisiert. Zum Beispiel indem eine Photovoltaik-Anlage mit einer Wärmepumpe ergänzt wird.
Ein großes Thema unter den Anwesenden war der Fachkräftemangel: „Handwerker sind Klimaschützer“, erklärte Keßler. Gräter und Müntener stimmten ihm zu. Aber auch die hohen Strompreise sind ein großes Thema, das den Menschen zu schaffen macht: Die „neue Energiewelt“ sei strombasiert, so Baumann. Zum Beispiel fahren Autos zukünftig mit Strom und Wärmepumpen benötigen ebenso Strom. Darum müsse Strom in Zukunft günstig sein und aus regenerativen Quellen stammen, so Baumann weiter.
Bei der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurden ganz konkrete Fragen um die eigene Energiewende zuhause beantwortet. Aber es ging auch um bürokratische Hindernisse, zum Beispiel umständliche Anträge und lange Wartezeiten, bis eine Förderung genehmigt sei. Die Förderverfahren seien ein echtes Ärgernis, stimmten viele der Anwesenden zu und auch Energieberater Gräter kritisierte die immer komplizierteren Vorgaben und Verfahren als hinderlich für die Energiewende.
Auch die großen Fragen der Landespolitik kamen zur Sprache. Baumann stellte klar, dass ihm die Energiewende eine Herzensangelegenheit sei. „Unser Ziel muss eine umweltverträgliche und nachhaltige Energieversorgung sein. Und wir brauchen die Unabhängigkeit von Autokraten wie Putin“, so Baumann, der auch Staatssekretär im Umweltministerium ist. „Um die Energiewende zu meistern, brauchen wir viele neue Energiequellen an vielen verschiedenen Orten.“ Und auch die Infrastruktur sei wichtig: „Wir benötigen neue Stromtrassen, die erneuerbare Energien, zum Beispiel aus norddeutscher Windkraft, zu uns bringen. Und wir benötigen Leitungen, die uns grünen Wasserstoff liefern.“ Das Land arbeite mit Hochdruck am Ausbau der erneuerbaren Energien, aber ohne die Städte und Gemeinden geht es nicht und erst recht nicht ohne die einzelnen Bürgerinnen und Bürger. Denn die Energiewende fängt auch vor Ort in der Gemeinde und in jedem einzelnen Haus an.