Wie wird eine Kommune klimaneutral? – Infoveranstaltung der Grünen Liste Plankstadt (GLP) mit Dr. Andre Baumann war gut besucht und die Diskussion rege
„Angesichts der aktuellen Hitzewelle mit Temperaturen von mehr als 45 Grad in Südeuropa muss man leider sagen: Der Klimawandel ist voll bei uns angekommen“, sagte Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen, jüngst in Plankstadt. „Wir müssen mit ganzer Kraft den Klimaschutz umsetzen.“ Baumann erklärte, dass das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu beschränken, vermutlich nur sehr schwer zu erreichen sei. „Jede Region muss jetzt liefern, damit wir unsere Klimaziele in Baden-Württemberg erreichen – auch mein Wahlkreis, auch Plankstadt!“ Deshalb hatten Baumann und die Grüne Liste Plankstadt (GLP) zu der Veranstaltung „Plankstadt klimaneutral. Auf dem Weg zur klimafreundlichen Kommune“ eingeladen. Das Interesse war groß: Rund 30 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, der Raum in der Gaststätte Eviva in Plankstadt war voll besetzt. Darunter waren auch GLP-Mitglieder wie unter anderem Fraktionssprecher Thomas Burger und weitere Plankstadter Gemeinderäte sowie Sigrid Schüller, Sprecherin des Kreisverbands der Grünen Kurpfalz-Hardt.
Bezüglich der Klimaneutralität spielten auf kommunaler Ebene vor allem der Energie- und der Verkehrssektor eine Rolle, erläuterte Baumann in seinem Vortrag. „Wir brauchen einen massiven, schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien. Nach dem Klimagesetz des Landes muss jede Region mindestens zwei Prozent für Windkraftanlagen und Solarparks bereitstellen. Auch die Rhein-Neckar-Region.“ Dieses gesetzliche Ziel könne nur dann erreicht werden, wenn nicht alle denken würden: „Windräder und Solarparks ja, aber nicht bei mir!“. „Auch hier bei uns wird sich die Landschaft durch die dringend notwendige Energiewende verändern: Es werden Windkraftanlagen und Solarparks entstehen, die Stromtrassen ausgebaut“, so Baumann. „Die Kommunen tun gut daran, zu überlegen, wo Windkraftanlagen und Solarparks gebaut werden könnten. Das kann sich für sie oder beispielsweise für Landwirte oder Kommunen, die Ackerflächen verpachten, auch finanziell lohnen.“ Die Stromproduktion der Zukunft sei eine defossilisierte und hauptsächlich dezentrale. Um die Versorgungssicherheit zu jeder Zeit zu gewährleisten, seien weiterhin auch Gaskraftwerke notwendig, die später mit grünem Wasserstoff betrieben würden. „Deswegen brauchen wir auch unbedingt die Süddeutsche Erdgasleitung“, bekräftigte Baumann.
Förderungen für Kommunen und Bürger wichtig
Auch für die Wärmewende sei viel Strom notwendig, etwa für den Betrieb von Wärmepumpen. „Ich bin entsetzt darüber, wie verantwortungslos die Diskussion über das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) im Bund abgelaufen ist“, sagte Baumann und versuchte, ein wenig der durch diese ausgelösten Unsicherheit abzumildern. „Wir werden bei der notwenigen Transformation weder die Kommunen noch die Bürgerinnen und Bürger im Stich lassen.“ Es müsse und werde Förderungen für Wärmepumpen oder auch Energiespeicher geben, mehr Geld für diese könne man etwa durch eine höheren CO2-Preis generieren. „Zudem soll das GEG eine soziale Staffelung und einen Geschwindigkeitsbonus enthalten, den das Land Baden-Württemberg in den Gesetzesentwurf einbringen konnte.“
Laut dem hochgelobten Klimaschutzgesetz des Landes müssten Kommunen ab 20.000 Einwohnern bis Ende 2023 eine kommunale Wärmeplanung vorlegen. „Diese kommunalen Wärmepläne zeigen auf, wo zentral Wärmenetze entwickelt werden und wo dezentral wie mit Wärmepumpen eine zukunftsfähige Wärmeversorgung sichergestellt wird“, so Baumann. Ein Beispiel für eine besondere Form der Wärmegewinnung sei die neu errichtete Mehrzweckhalle in Plankstadt, lobte Baumann: Dort wird Wärme unter anderem aus dem Abwasser gewonnen. „Ich freue mich, dass sowohl die Mehrzweckhalle als auch das Plankstadter Rathaus so energieffizient sind“, fuhr der Wahlkreisabgeordnete fort, „denn wir werden künftig auch viel Energie einsparen müssen.“ Energieeinsparung sei mindestens genauso bedeutsam wie der Ausbau der Erneuerbaren Energien Region für Region.
Im Verkehrssektor sei es wichtig, noch mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. „Deswegen können wir auch auf die geplante Gütertrasse von Rotterdam nach Genua nicht verzichten.“ Zwar könnten künftig auch Lkw mit Wasserstoff betrieben werden unter anderem. Dieser werde aber auch künftig sehr teuer herzustellen sein, weswegen er sowohl im Verkehrs- als auch im Energiesektor nur eine zusätzliche Lösung darstellen könne, so Baumann. Ein Ausbau des ÖPNV sei ebenfalls wichtig: „Ich setze mich zum Beispiel für eine schnelle und eng getaktete Zugverbindung von Schwetzingen nach Heidelberg ein.“
Im Anschluss an den Vortrag beantwortete Baumann sehr viele Fragen aus dem Publikum und blieb auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung noch vor Ort für Gespräche. Auf die Frage nach Beispielen für klimafreundliche Kommunen verwies er auf den European-Energy-Award, den er bereits mehrfach verleihen durfte. „Königsfeld im Schwarzwald etwa ist vorbildlich. Da sieht man, dass sich so eine Transformation auf allen Ebenen lohnen kann.“ Baumann bat auch darum, positiv in die Zukunft zu blicken und sich nicht wegzuducken: „Die Technologien sind alle da und es gibt sehr viele Fördermöglichkeiten!“ Denn am Ende müsse sich die Wärme- und Energiewende jeder leisten können.