Dieter Essig vom Regierungspräsidium Karlsruhe (vorne links) informierte über den aktuellen Stand bezüglich des Recyclingbtriebs Delvanis und gab einen kurzen historischen Abriss.

„Problembetrieb“ Delvanis: Der grüne Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann bot mit einer Veranstaltung Raum für Informationen und Gespräche

„Ich habe selten so viele Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern erhalten wie zum Thema Recyclingbetrieb Delvanis“, sagte Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen und Staatssekretär im Umweltministerium zur Begrüßung. Rund 25 Menschen waren jüngst seiner Einladung ins Stadthallenrestaurant Rondeau in Hockenheim gefolgt, um sich über den „Problembetrieb“ auf Reilinger Gemarkung zu informieren und die aktuelle Lage zu diskutieren, darunter neben Bürgern auch Vertreter der zuständigen Behörden und der Feuerwehr. Die Brisanz der Lage verdeutlichte unter anderem die Aussage eines anwesenden Anwohners: „Es ist wirklich sehr belastend, dass sich so ein Prozess über zehn Jahre hinzieht und immer noch im Fluss ist.“

Nicht nur, dass es auf dem Gelände des Unternehmens, das seit 2014 Kunststoffteile als Ersatzbrennstoffe für die Zementproduktion aufbereitet, in weniger als vier Jahren gleich dreimal gebrannt hat, zuletzt Mitte Juli vergangenen Jahres. Lärm, Staub und Geruchsbelästigung waren lange die beherrschenden Themen vor Ort und sind es teils bis heute. Seit die Zuständigkeit beim Regierungspräsidium Karlsruhe als Aufsichtsbehörde liege, sei jedoch schon vieles besser geworden, lobte der Anwohner. Und so war auch an diesem Abend Dieter Essig von der Abteilung Umwelt des Regierungspräsidiums Karlsruhe anwesend, informierte die Zuhörerinnen und Zuhörer über den aktuellen Stand vor Ort und gab einen kurzen historischen Abriss.

Nach einem Brand Ende 2020 war eine nachträgliche Anordnung erlassen worden. Ersatzbrennstoffe wie sie Delvanis aufbereitet, sind Brennstoffe, die hauptsächlich aus Gewerbeabfällen, Sortierresten verschiedener Abfallströme und Produktionsabfällen gewonnen werden. Die Produktion solcher Brennstoffe, auch als Fluff, also „flugfähige Fraktionen“, bezeichnet, unterliegt besonderen Richtlinien und Qualitätsanforderungen. „Recyclingbetriebe sind im Zuge der Nachhaltigkeit wichtig“, sagte Baumann. „Aber natürlich müssen alle gesetzlichen Auflagen, alle Grenzwerte eingehalten werden. Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger sowie der ehrenamtlichen Feuerwehrleute hat höchste Priorität.“ Vor allem aber Ablagerungen auf den Dächern und Terrassen sowie in der Natur seien nach wie vor ein großes Problem, schilderte eine Anwohnerin. „Das ist eine große Gesundheitsgefahr“, beklagte sie. Und auch Baumann erklärte, dass man die Auswirkungen der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik noch gar nicht genau absehen könne.

Dr. Andre Baumann hat mit Bürgerinnen und Bürgern in Hockenheim über den „Problembetrieb“ Delvanis gesprochen.

Man sei auf einem guten Weg, so Dieter Essig vom Regierungspräsidium

Essig erklärte, dass man bezüglich Delvanis verwaltungsrechtlich ein „dickes Brett bohren müsse“, man aber auf einem guten Weg sei. Vorgaben zu Lärm- und Brandschutz sowie die Emissionsgrenzwerte würden regelmäßig unangekündigt bei Delvanis kontrolliert. Nach mehreren vorangegangen baurechtlichen Auflagen sei am 26. Juni die Anordnung ergangen, dass die Fertiglagerhalle geschlossen werden müsse, berichtete der Vertreter des Regierungspräsidiums. Die Verladung der Abfallstoffe dürfe dann nur noch drinnen stattfinden. In Kürze gehe es an die Planung zur Umsetzung der Maßnahme.

Baumann bedankte sich ausdrücklich bei Essig („Wir brauchen mehr solche Beamte!“) sowie stellvertretend für alle Feuerwehrleute bei Hockenheims Feuerwehrkommandant Daniel Ernst und für die gute Arbeit des Baurechtsamtes bei Martin Obst, dem Brandschutzsachverständigen des Fachbereichs Bauen und Wohnen. Ernst und Obst bewerteten die Lage und Zusammenarbeit aktuell als gut. „Bitte melden Sie sich jederzeit bei Bedarf bei mir“, sagte Baumann.

Da es ihm in erster Linie darum gegangen war, die Anwohnerinnen und Anwohnern zu informieren und sie zu Wort kommen zu lassen, hatte Baumann niemanden von der Firma Delvanis zu der Infoveranstaltung eingeladen. Ein Vor-Ort-Termin bei Delvanis mit Unternehmenssprecherin Dorothee Seifert kam im Vorfeld der Veranstaltung leider nicht zustande, ist jedoch nach wie vor geplant. Die Firma Delvanis plane auch für Anwohnerinnen und Anwohner Vor-Ort-Treffen am Standort des Unternehmens in Hockenheim, damit diese sich sowohl über die aktuell bereits umgesetzten als auch die in der Planung befindlichen Maßnahmen konkret einen Eindruck verschaffen könnten, wurde Seifert in der Schwetzinger Zeitung zitiert. Dazu werde es kurzfristig Terminvorschläge geben, so die Sprecherin demnach.