NABU und Landtagsabgeordneter Baumann hatten zum Pflegeeinsatz im Hirschackerwald eingeladen

Schweres Gerät wurde beim Pflegeeinsatz des NABU Schwetzingen und Umgebung und des Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann aufgefahren: Mit Gartenhacken und martialischen Wiedehopfhauen ging es Götterbaum, Spätblühender Traubenkirsche und Schmalblättrigen Greiskraut an den Kragen. Über 20 Erwachsene und sieben Kinder pflegten einen Nachmittag lang die Sandmagerrasen und Sandheideflächen im Naturschutzgebiet und Nationalen Naturerbe „Hirschacker“ in Schwetzingen. Organisiert hatten den Pflegeeinsatz Prof. Dr. Frank Nürnberg, Sprecher der NABU-Gruppe, und das Wahlkreisbüro des Schwetzinger Abgeordneten. Die Sandbiotope beherbergen unzählige Tier- und Pflanzenarten, die hoch oben auf Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen. Damit sie gedeihen können, sind regelmäßige Pflegemaßnahmen notwendig.

Prof. Dr. Frank Nürnberg erklärt Kindern, welche Pflanzen geschützt werden müssen und welche Pflanzen darum entfernt werden müssen

„Schafe und Ziegen, Rinder und Schweine wurden über Jahrhunderte in unsere Dünenwälder getrieben“, berichtete Baumann vor dem Beginn des Pflegeeinsatzes. „Im Laufe der Jahrhunderte entstand so eine parkartige Heidelandschaft, die ungefähr so aussah wie die Kernflächen unseres Hirschackerwaldes.“ Sandstrohblumen und Sandthymian, Sand-Silberscharte und Blauschillergras, Blauflügelige Sandschrecke und Dünen-Sandlaufkäfer, Steppenbienchen und Sandseidenbiene unzählige an sommerliche Hitze und Trockenheit, sowie an Nährstoffartmut angepasste Tier- und Pflanzenarten siedelten sich an. „Im 19. Jahrhundert wurde der größte Teil dieser Kulturlandschaften aufgeforstet und die Beweidung nahm ab“, so Baumann. Die wüstenartigen Sandbiotope schrumpften auf Restflächen zusammen. Das soll sich ändern. Darum setzen sich die Staatliche Naturschutzverwaltung und der NABU im Hirschackerwald für diese Kulturlandschaften ein. Mit Pflegemaßnahmen wird heute die fehlende bäuerliche Nutzung ersetzt. Und in einem Teilgebiet des Hirschackerwaldes wird mit Ziegen, Schafen und Eseln wieder beweidet.

Cindy Baumann, Sprecherin der NABU-Gruppe Schwetzingen zeigt das Wurzelwerk einer Spätblühenden Traubenkirsche

Dort, wo während der Nazi-Diktatur eine Panzerdivision Rommels in den Schwetzinger Sanddünen für den Wüstenfeldzug übte („Panzerwald“), ist nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Standortübungsplatz der US-Army eine einmalige Naturoase entstanden. Auch deswegen ist der Hirschackerwald nach dem Abzug der US-Army aus Schwetzingen in das Nationale Naturerbe Deutschlands aufgenommen. Der Hirschackerwald wird seit rund drei Jahrzehnten vom NABU im Auftrag der Staatlichen Naturschutzverwaltung gepflegt und wurde mittlerweile an die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe übertragen. Das Naturschutzgebiet „Hirschacker und Dossenwald“ ist Teil eines FFH-Gebiets, welches das Land Baden-Württemberg an die Europäische Union gemeldet hat. Der NABU übernimmt Verantwortung für dieses Natur- und Kulturerbe. „Seit der Ausweisung des Naturschutzgebietes haben die Staatliche Naturschutzverwaltung und der NABU dieses einmalige Schutzgebiet naturschutzfachlich aufgewertet und wir setzen alles daran, dies weiter zu tun“, sagt Baumann.

Aufgrund des guten Zuspruchs und der guten Arbeit beim winterlichen Pflegeeinsatz sagten Nürnberg und Baumann zu, dass sie im nächsten Herbst und Winter, zwei weitere Pflegeeinsätze organisieren werden.