Das Flechten des fünf-streifigen Spiralzopfs aus Hefeteig klappte am Stand der Bäckerinnung Mannheim Stadt und Land auf dem Mannheimer Maimarkt einwandfrei (v.l.): Bäckermeister Bernd Beringer, der Handwerkspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion Martin Grath MdL und Dr. Andre Baumann MdL.

Dr. Andre Baumann MdL und Martin Grath MdL besuchen Oftersheimer Bäcker Christian Schnabel am Stand der Bäckerinnung auf Mannheimer Maimarkt

Den fünf-streifigen Spiralzopf aus Hefeteig hatte Martin Grath MdL, Handwerkspolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion und Bäckermeister aus Heidenheim, lange nicht mehr hergestellt, wie er sagte. Doch im „Wettstreit“ mit Bäckermeister Bernd Beringer am Stand der Bäckerinnung Mannheim Stadt und Land auf dem Maimarkt klappte das Flechten bei beiden einwandfrei. Angereist war Grath auf Einladung des Grünen Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann MdL sowie Christian Schnabels, Obermeister der Innung und Bäckermeister aus Oftersheim. „Bis zu zwei Streifen können maschinell geflochten werden, alles darüber hinaus muss mit der Hand gemacht werden“, erklärte Beringer. „Doch für diesen Mehraufwand möchten die meisten Kunden heutzutage nicht mehr zahlen.“ Baumann wollte mit dem Besuch der Bäckerinnung im Handwerkszelt auf dem Maimarkt die Bedeutung des Handwerks unterstreichen und zuhören, wo bei der Bäckerzunft der Schuh drückt.

Sprachen am Stand der Bäckerinnung Mannheim Stadt und Land auf dem Mannheimer Maimarkt über die aktuelle Situation der Bäckerzunft (v.l.): Stadträtin Dr. Birgit Reinemund, Dr. Andre Baumann MdL, Martin Grath MdL, Obermeister der Innung Christian Schnabel und seine Ehefrau Kerstin.

Die Zahl der traditionellen Kleinstbetriebe nimmt jährlich ab. Immer größere Ketten treten in den Markt ein und verändern die Preisstruktur drastisch, so Grath. „Bei einem großen Betrieb, der maschinell herstellt mit vielen Fertigprodukten, zahlt man beispielsweise 22 Cent für eine Laugenbrezel, bei einer kleinen Traditionsbäckerei, in der vieles selbst aus frischen Zutaten gemacht wird, 85 Cent bis zu einem Euro.“ Der preisliche Unterschied lasse sich hauptsächlich auf die verschiedenen Rohstoffe für das Gebäckstück zurückführen. „Wenn die Kunden wissen, warum sie einen höheren Preis zahlen sollen, weil etwa nur Bio-Zutaten verwendet werden, dann tun das viele auch gerne“, so Grath, der in den Achtziger Jahren selbst eine der ersten Bio-Bäckereien gegründet hatte und dort heute noch regelmäßig arbeitet. Brezeln formte Grath an diesem Tag am Stand der Bäckerinnung ebenfalls, gemeinsam mit seinem Abgeordneten-Kollegen Andre Baumann, welcher das unter seiner Anleitung auch „ganz gut“ hinbekam, so Grath.

Dr. Andre Baumann MdL (links) und Martin Grath MdL formten am Stand der Bäckerinnung in Mannheim auch gemeinsam Brezeln.

Baumann und Grath setzen sich für Entbürokratisierung ein

Mehr in seinem Metier war Baumann, der zwar aus einer Konditorenfamilie stammt, aber natürlich, als sich die fachlichen Gespräche mehr um politische und gesellschaftliche Sachverhalte drehten. Ein großes Problem sei beispielsweise, so Schnabel, dass viele große Betriebe aus der Innung austräten. „Wir bilden aus und führen die Prüfungen durch“, berichtete er. „Doch je weniger Mitgliedsbetriebe wir haben, desto weniger Prüfungstermine können wir anbieten.“ Aktuell habe die Bäckerinnung Mannheim Stadt und Land zwölf Mitgliedsbetriebe, früher seien es mal 240 gewesen. „Dadurch können wir leider viele Aufgaben nicht mehr leisten. Und das, obwohl unsere Innung die günstigste in ganz Deutschland ist.“ Warum so viele kleine Traditionsbäckereien aufgrund von Nachwuchsmangel schließen müssten, erläuterte Bäckermeister Markus Wilfer von der Bäckerinnung Kreis Bergstraße: „Wenn ein junger Bäckermeister eine alte Bäckerei übernehmen möchte, muss er im Schnitt rund 500.000 Euro für die Modernisierung investieren.“ Da sich viele Lehrlinge aus armen Verhältnissen hocharbeiteten, ergänzte Schnabel, hätten sie kaum eine Chance auf eine Gründung. Martin Grath versuchte, Mut zu machen: „Es gibt viele Förderprogramme, zum Beispiel die Gründungsprämie, ein Kind der Grünen Landtagsfraktion“, sagte er. „Mein Ziel ist es, diese auf 15.000 Euro anzuheben. Zusammen mit anderen Förderprogrammen, können Gründer insgesamt bis zu 100.000 Euro Gründungsinvestitionsförderung erhalten.“

Gemeinsam das Handwerk voranbringen (v.l.): Obermeister der Bäckerinnung Mannheim Stadt und Land Christian Schnabel, Dr. Andre Baumann MdL und Martin Grath MdL auf dem Mannheimer Maimarkt.

Des Weiteren seien die Dokumentarpflicht und die bürokratischen Anforderungen für Kleinbetriebe mit wenigen Mitarbeitenden „eine Qual“, berichtete Schnabel. Grath und Baumann versicherten beide, dass aktuell im Land verstärkt an einer Entbürokratisierung gearbeitet werde. Für Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitenden könne man ihrer Meinung nach sehr viele bürokratische Anforderungen streichen. Die große Mehrheit dieser gesetzlichen Vorgaben würden für dieses Ressort auf EU-Ebene beschlossen, und diese „werden bei uns in Deutschland manchmal überfüllt“, sagte Baumann. „Dabei haben wir oft Ermessensspielräume. Diese sollten wir künftig vermehrt und pragmatischer nutzen, um vor allem den kleinen Betrieben mehr Luft zum Atmen zu geben.“

Gute Stimmung am Stand der Bäckerinnung in Mannheim (v.l.): Dr. Andre Baumann MdL, Martin Grath MdL und Bäckermeister Bernd Beringer.