Martin Grath, der Handwerkspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion besucht Oftersheimer Betriebe und stellt sich den Fragen von Handwerkern
„Die Bäckerei Schnabel ist eine echte Vorzeigebäckerei“, freut sich Martin Grath, der Handwerkspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion. Grath kam auf Einladung des Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann und der Oftersheimer Grünen nach Oftersheim, um zwei vorbildliche Betriebe zu besuchen und sich im Anschluss den Fragen der Handwerksbetriebe aus der Region zu stellen.
Zu Beginn ging es zur Landbrotbäckerei Schnabel, die ein echter Oftersheimer Erfolgsbetrieb ist. Christian Schnabel führt den Familienbetrieb mit Kerstin Schnabel mittlerweile in der dritten Generation. Alles wird mit frischen Zutaten ganz traditionell in Handarbeit, ganz ohne Backmischungen hergestellt. „Das schmeckt man und darum kommen die Stammkunden auch gerne immer wieder. An manchen Tagen kann man die lange Schlange vor dem Eingang schon von weitem sehen“, erzählte Baumann, der vor rund zwei Jahren bereits in Schnabels Backstube mitgebacken hatte. Der gelernte Bäckermeister und Landtagsabgeordnete Martin Grath steht noch jeden Sonntag selbst in der Backstube und war sichtlich beeindruckt von Schnabels Backstube: „Die Bäckerei ist wirklich toll in Schuss“, lobte Grath und kam beim Anblick der Vorteige in der Kühlung ins Schwärmen: „Teige mit langer Führung sind wesentlich geschmackvoller. Hier im Kühlhaus hat der Teig viel Zeit zum Ruhen, dabei wird der Geschmack gebildet.“ Und über Geschmack freuen sich die Kundinnen und Kunden der Bäckerei Schnabel jeden Tag. „Handwerk ist eine Berufung und ist unglaublich befriedigend“, so Christian Schnabel, der sichtlich stolz auf seinen Betrieb ist. Gemeinsam mit Martin Grath blickte Innungsobermeister Schnabel auf die Geschichte des Bäckereihandwerks zurück und alle beteiligten spürten die Begeisterung fürs Handwerk. „Es ist schon faszinierend wie viel Geschichte und Wandel im Handwerk steckt und wie sich ‚unsere Bäckerei‘ Schnabel in den letzten Jahrzehnten verändert hat“, stellte Gemeinderätin Simone Rehberger fest. Bei aller Begeisterung gibt es aber auch einige Herausforderungen im Handwerk, wie beispielsweise der Fachkräftemangel, die gestiegenen Energiepreise und der Preisdruck, die dem Handwerk allgemein und auch den Bäckereien das Leben schwermachen. Grath und Baumann freuten sich darüber, dass die Traditionsbäckerei sich trotz aller Schwierigkeiten in Oftersheim behaupten kann.
Im Anschluss ging es weiter in den Gewerbepark Hardtwald. Bei s-quadrat-konzepte GmbH trifft Leidenschaft fürs Handwerk auf innovative Fertigungsmethoden. Handarbeit wird mit modernster Technik unterstützt. So entstehen wunderschöne Möbel und Einrichtungselemente in höchster Qualität. Dabei haben Inhaber Simon Stelgens und sein Team nicht nur ihre Kunden, sondern auch immer die Nachhaltigkeit im Blick. So wird zum Beispiel regionales Holz verarbeitet oder alte Möbel professionell für eine neue Verwendung aufbereitet. Die anfallenden Holzspäne werden abgesaugt, gesammelt und zum Heizen verwendet. Und regelmäßig lädt das Unternehmen junge Menschen ein, um ihnen den Betrieb und die handwerkliche Arbeit vorzustellen. „Das ist ein wichtiger Schritt, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern“, so Gemeinderatskandidatin Vanessa Seidel.
Grath und Baumann zeigten sich beeindruckt von so viel Innovation und Herzblut für das Handwerk. „Das sind alles sehr tolle Vorzeigebetriebe hier in Oftersheim“, so Grath. Und die Begeisterung merkte man auch beiden beim abschließenden Austausch mit Handwerkern aus der Region an: „Ohne Handwerk geht nichts“, stellte Baumann fest. Und man konnte den anwesenden Handwerkern anmerken, dass sie ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Aber nicht alles läuft gut für das Handwerk. Der Fachkräftemangel bereitet Betrieben Sorgen, ebenso die gestiegenen Energie- und Materialkosten. Die Handwerker hatten einige Verbesserungsvorschläge dabei und sparten auch nicht an Kritik. „Das Handwerk braucht eine Stimme im Landtag“, so Martin Grath. Von den 154 Abgeordneten seien gerade mal zwei Handwerker. Dennoch ist Grath zuversichtlich, dass das Handwerk auch in Zukunft „goldenen Boden“ haben wird: In Baden-Württemberg wurde beispielsweise eine Meisterprämie in Höhe von 1.500 Euro oder eine finanzielle Unterstützung bei der Betriebsgründung oder –übernahme eingeführt. Die Ideen dafür kamen von Martin Grath.
Dennoch bleibt viel zu tun, um das Handwerk zu entlasten. Unter anderem die überbordende Bürokratie steht bei den Betrieben in der Kritik. „Wir wollen in Baden-Württemberg die Bürokratie deutlich abbauen“, so Baumann. „So manches Gesetz kann man kaum mehr verstehen. Wir brauchen nicht nur weniger Gesetze. Gesetze müssen auch ohne Jurastudium verständlich sein.“ Patrick Alberti aus der Gemeinderatsfraktion begrüßte diesen Vorstoß: „Wir stehen auch vor Ort für eine verlässliche Nahversorgung und regionale Produktion. Unsere Handwerksbetriebe benötigen einfache und verlässliche Regelungen und Regelungen, die überall gleich angewandt werden“. Denn am Ende waren sich alle einig, dass es ohne Handwerk nicht geht und dass es eine zentrale Aufgabe der Politik sein muss, das Handwerk zu unterstützen, damit sich die Handwerker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können: Ein Bäcker soll backen und nicht Papierstapel bewegen.