Rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Baumanns Einladung zu einer Radexkursion in die Schwetzinger Wiesen gefolgt.

Stieß auf großes Interesse: Radexkursion mit Dr. Andre Baumann MdL durch die Schwetzinger Wiesen

„Unser Ziel ist es, dass hier alle zu ihrem Recht kommen: die Landwirtschaft, der Naturschutz und der Klimaschutz.“ So formuliert es der Landtagsabgeordnete der Grünen Dr. Andre Baumann für das Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Schwetzinger Wiesen – Edinger Ried“. Wie ein Miteinander von Landwirtschaft, Hochwasserschutz, Erholungsnutzung, Klima- und Naturschutz in diesem auf Schwetzinger und Brühler Gemarkung gelegenen Gebiet gelingen kann, hat der Diplombiologe den rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern seiner jährlichen Radexkursion in die Schwetzinger Wiesen verdeutlicht. Unter diesen waren auch die Gemeinderatsmitglieder der Grünen Dr. Michael Rittmann aus Schwetzingen sowie Ulrike Grüning und Peter Frank aus Brühl.

Die Tour in das zwischen Sommerdamm und dem Hochgestade befindliche Landschaftsschutzgebiet „Schwetzinger Wiesen“ startete am Friedhof Brühl-Rohrhof. Dieses sei zwar kein Naturschutzgebiet, so Baumann, aber Teil eines FFH-Gebiets und ein Landschaftsschutzgebiet, das einen Puffer zum Naturschutzgebiet jenseits des Sommerdamms Richtung Rhein bilde. Den ersten Stopp legte die Gruppe am Silberweidenwald am Rande der Wiesen ein. Dieser Wald sei wunderbar und lasse erahnen, wie die Schwetzinger Wiesen vor einigen Jahrhunderten ausgesehen hätten, so Rittmann. Baumann stimmte zu und ergänzte, dass dieser Silberweidenwald unter EU-Schutz stehe. „Gleichzeitig ist dieser Bereich aber auch ein Beispiel dafür, dass Natur- und Artenschutz nicht immer bedeutet, Flächen sich selbst zu überlassen“, so Baumann weiter. In der Vergangenheit sei hier versucht worden, den Weißstorch wieder anzusiedeln, dafür habe man die Fläche sich selbst überlassen, weil man davon ausging, dass der Weißstorch möglichst viel Natur brauche. „Doch dadurch wuchsen hier wieder die Silberweiden, und der Weißstorch braucht aber Wiesen. Hieran sieht man gut, dass es neben Naturschutz auch wichtig ist, Landschaftsschutzgebiete mit gezielten Maßnahmen zu erhalten, weil viele Tier- und Pflanzenarten auf diese angewiesen sind.“

Der Silberweidenwald am Rande der Wiesen lässt erahnen,
wie es hier vor Jahrhunderten ausgesehen hat.

Durch den Schilfwald fuhr die Radgruppe weiter hinein die Schwetzinger Wiesen, an den tiefst gelegenen Punkt in diesem Bereich der Wiesen. „Insgesamt befinden sich heute etwa drei Viertel der Fläche der Schwetzinger Wiesen in öffentlicher Hand, im Besitz der Stadt Schwetzingen und des Landes Baden-Württemberg“, erläuterte Baumann. Einst ein ausgedehntes Wiesengebiet, seien viele der Schwetzinger Wiesen im vergangenen Jahrhundert in Ackerflächen umgebrochen worden. „Die Naturschutz- und die Liegenschaftsverwaltung haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten über Extensivierungsverträge mit der Landwirtschaft an vielen Stellen wieder Acker- in hochwertige Wiesenfläche zurück verwandelt.“ An der Wiese im Schilfwald zeige sich ein kleiner Erfolg für den Natur- und Klimaschutz, auf den Baumann besonders stolz sei, wie er sagte.

Moorschutz als wichtiger Teil des Klimaschutzgesetzes

„Ich kümmere mich seit rund 30 Jahren um die Belange der Schwetzinger Wiesen, zunächst während meiner Tätigkeit für den Nabu, jetzt als Landtagsabgeordneter“, so Baumann. „Diese Fläche hier hat der Schwetzinger Gemeinderat vor 20 Jahren auf mein Bestreben hin aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen. Die Schwetzinger Wiesen liegen in den Rheinauen und sind somit schon immer Überschwemmungsgebiet, und hier in der sogenannten Randsenke stand bei Hochwasser schon immer das Wasser, sodass eine natürliche Vermoorung stattgefunden hat.“ Dieses Niedermoor sei von einer etwa 50 Zentimeter starken Schicht Auenlehm bedeckt, darunter befinde sich der Torf, der so wichtig sei, weil er das klimaschädliche CO2, also Kohlenstoffdioxid, speichere. „Die Moore auf unserem Planeten speichern doppelt so viel CO2 wie alle Wälder auf der Welt zusammen“, fuhr Baumann fort. „Deswegen ist der Moorschutz auch in Deutschland und in Baden-Württemberg eine so effektive Klimaschutzmaßnahme, und deshalb ist dieser ein wichtiger Teil unseres Klimaschutzgesetzes.“

Baumann plädierte mehrfach bei der Exkursion für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen
Naturschutz und Landwirtschaft.

Zurzeit seien noch circa 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in den Schwetzinger Wiesen Ackerflächen, so Baumann. An einer solchen legte die Radgruppe auch ihren dritten und letzten Stopp an diesem Abend ein. „60 Prozent sind noch deutlich zu viel, denn unter einer Wiese wird hier deutlich weniger CO2 aus dem Torfkörper emittiert als unter einer Ackerfläche.“ Deswegen strebe das Land Baden-Württemberg noch mehr Extensivierungsverträge mit den Landwirten an, um aus Ackerflächen Wiesen zu machen. Die Bauern erhielten eine Förderung für die Pflege von Wiesenflächen und könnten zudem Heu ernten. „Die Landwirte sollen ja gut leben können“, so Baumann, der auch Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium ist. „Deswegen hat das Land Baden-Württemberg die Alimentation der Landwirtschaft für Pflegemaßnahmen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht und ist damit das einzige Bundesland in Deutschland, dass die Naturschutzmittel so massiv erhöht hat.“ Baumann plädierte mehrfach bei der Exkursion für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. „Ohne Landwirte können wir keine Kulturlandschaften erhalten und fördern, die durch die Landwirtschaft entstanden sind.“

Wie genau ein gedeihliches Miteinander zwischen Naturschutz und Landwirtschaft in den Schwetzinger Wiesen gelingen kann, dafür hatte die grün-geführte Landesregierung durch das Regierungspräsidium eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. Baumann empfiehlt, auf der Basis der demnächst präsentierten Ergebnisse dieser Studie das Naherholungsgebiet und Rheinauenschutzgebiet sukzessive aufzuwerten. „Zurzeit werden die Moore der Schwetzinger Wiesen noch an zu vielen Stellen durch die landwirtschaftliche Produktion zu intensiv genutzt und geschädigt. Dies gilt es zu verhindern.“

Der Schutz der Moore der Schwetzinger Wiesen ist ein wichtiger Teil des Klimaschutzgesetzes.