Andre Baumann und Ralf Boecker vor dem Anlieferungsplatz.

Dr. Andre Baumann MdL besucht den Hidden Champion INDRA-Recycling in Hockenheim

„Vom LKW-Verkehr her ist hier wirklich einiges geboten. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Kreislaufwirtschaft funktioniert“, begrüßte Thomas Jelley den Landtagsabgeordneten der Grünen Dr. Andre Baumann bei INDRA-Recycling in Hockenheim. Thomas Jelley leitet das Unternehmen zusammen mit Andreas Gerstner und Ralf Boecker. „Wie sind Sie eigentlich auf INDRA aufmerksam geworden?“, fragte Boecker. „Ich bin heute als Abgeordneter in meinem Wahlkreis unterwegs. Ich habe als Staatssekretär viele Recyclingunternehmen im ganzen Land besucht, jetzt komme ich endlich dazu, auch Unternehmen in meinem Wahlkreis zu besuchen“, antwortete Baumann. Baumann ist als Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft auch für die Kreislaufwirtschaft im Land zuständig. 

„Wir sind ein eher unauffälliges Unternehmen. Aber wir leisten einen großen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft“, so Thomas Jelley. Und tatsächlich fällt das Unternehmen von der Talhausstraße aus erst einmal kaum auf. Aber hinter der hohen Mauer mit dem orangefarbenen Firmenlogo ist einiges los. 170.000 Tonnen Material werden hier pro Jahr umgesetzt. Auch während der Corona-Pandemie ging der Umsatz nur kurzfristig etwas zurück, erholte sich aber schnell wieder. „Der Bedarf ist einfach da“, so Jelley.

Aber woher bekommt INDRA eigentlich die aufzubereitenden Stoffe? Die Quellen seien vielfältig, berichtete Andreas Gerstner. Ob Waschmaschine, Toaster oder altes Fahrrad, am Ende komme alles zur Schrottaufbereitung. Dort zerkleinern Scheren oder Schredder das Material. Mit großen Magneten werden die eisenhaltigen Materialien herausgezogen und weiterverkauft. Die unmagnetischen nicht-eisenhaltigen Metalle kommen zu INDRA. „Wir sind immer da und garantieren eine zuverlässige Abnahme, und zwar unabhängig vom Metallgehalt und der Beschaffenheit“, so Gerstner.

(von links) Ralf Boecker, Dr. Andre Baumann, Thomas Jelley und Andreas Gerstner

Entsprechend dem Modell der Kreislaufwirtschaft wird bei INDRA nichts dauerhaft gelagert, die Menge, die angeliefert wird, verlässt das Werk auch wieder. Metalle wie Kupfer, Messing, Aluminium und Edelstahl werden hochrein getrennt und weiterverkauft, aber auch Kunststoffe werden nach ihrer Beschaffenheit sortiert. Der Sortiervorgang ist hochtechnisiert: Mehrere Sortieranlagen, wie zum Beispiel Röntgenanlagen, Induktivitätsmessung, Farberkennungssensoren und vieles mehr, sorgen dafür, dass die kostbaren Rohstoffe hochrein voneinander getrennt werden. „Und wo die Maschinen nicht weiterkommen, da wird nochmals per Hand sortiert“, erklärte Ralf Boecker. Seit einigen Jahren wird das komplette Werk modernisiert, um den hohen Standard weiter auszubauen. Die Arbeiten sollen bis im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Die Bemühungen um Qualität zahlen sich auf jeden Fall aus. INDRA ist eines von ganz wenigen Unternehmen, die direkt just-in-time, also genau dann, wenn das Rohmaterial benötigt wird, an die VW-Gießerei liefern dürfen, weil sie die hohen Qualitäts- und Sicherheitsauflagen erfüllen. INDRA-Recycling ist international tätig und führt den Markt in Deutschland an. In Europa ist dem Unternehmen ebenfalls eine Position an der Spitze sicher. „Wir agieren sozusagen vom Nordkap bis nach Portugal“, so Ralf Boecker. Außerdem gebe es gute Geschäftsbeziehungen auch mit Unternehmen in den USA. Die Begeisterung von Andre Baumann war deutlich zu spüren: „Ich freue mich sehr, so einen Hidden Champion in meinem Wahlkreis zu haben, der einen so enormen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet und international so erfolgreich ist“, sagte der Abgeordnete.

INDRA setzt bei der eigenen Energieeffizienz sowie im Bereich der Sicherheit und des Umweltschutzes Maßstäbe

Gearbeitet wird bei INDRA im Drei-Schicht-System. Aufgrund des internationalen Wettbewerbs könnten sie auch im Vier-Schicht-System rund um die Uhr arbeiten, denn durch die immer wieder schwankenden Börsenpreise muss auch immer auf den aktuellen Bedarf am Markt reagiert werden. Und damit die Prozesse gut laufen, sind die rund 150 Mitarbeitenden von INDRA unentbehrlich. Aber auch bei INDRA spürt man den Fachkräftemangel. „Der Fachkräftemangel wird mittlerweile sogar zu einem Arbeitskräftemangel. Das wird immer schwieriger und ist definitiv eine Herausforderung“, berichtete Thomas Jelley. Das Unternehmen versucht der angespannten Arbeitsmarktsituation entgegenzuwirken, indem sie zum Beispiel innerbetriebliche Ausbildungen anbieten, um ihre Mitarbeitenden für verantwortungsvollere Aufgaben zu qualifizieren. „Wir kümmern uns um unsere Menschen, mit guten und flexiblen Arbeitszeiten, einer übertariflichen Bezahlung und vielen anderen Angeboten“ so Jelley, der stolz darauf ist, dass die Mitarbeitenden lange im Unternehmen blieben und es dadurch wenig Fluktuation gebe. „Am Ende kommt es auf die Mitarbeiter an, dass der Kreislauf funktioniert. Und wir investieren lange Ausbildungszeiten in unsere Belegschaft, damit alle einen guten Job machen können“, betonte auch Andreas Gerstner.

„Wie sieht es denn bei Ihnen mit bürokratischen Hürden aus?“, erkundigte sich Baumann. „Wir sind einer der größten Kunden bei der Sonderabfallagentur Baden-Württemberg“, erklärte Ralf Boecker und berichtete, dass INDRA sowohl bei der Überwachungsstelle des Landes als auch beim zuständigen Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis vollständig transparent handele. „Wir praktizieren eine Open-Book-Policy. Das heißt, dass wir allen Behörden unaufgefordert sämtliche Unterlagen zur Verfügung stellen. Wir wünschen uns aber, dass die Vorgaben und die Zusammenarbeit nicht schwieriger werden, sondern so bleiben wie sie sind. Wir freuen uns auf einen weiterhin offenen Austausch und eine industriefreundliche Politik“, sagte Andreas Gerstner.

„Und wie sieht es wirtschaftlich aus? Wie hart treffen Sie die Energiepreise und die internationale Konkurrenz?“, wollte Baumann wissen. „Wir stehen in direkter Konkurrenz zu China, Indien und Malaysia“, erklärte Andreas Gerstner. Von einem Exportstopp für Metalle zur Weiterverarbeitung halte er nichts. „Hochreine Metalle sind Produkte und dürfen international gehandelt werden. Das ist auch gut so, denn Rohstoffe sind ein internationales Gut, und die Bedarfe schwanken auf globaler Ebene sehr“, so Jelley, der in diesem Kontext auf die gestiegenen Energiepreise hinwies, die INDRA jedoch nach Kräften versuche, auszugleichen. „Seit 2019 haben wir ein gut funktionierendes Energiemanagement, das uns 20 Prozent der Stromkosten einspart. Wir haben eine PV-Anlage mit hohem Ertrag und nutzen die Abwärme unserer Kompressoren“, so Ralf Boecker. „Jeder neue Kompressor wird mit einem Wärmetauscher versehen“, ergänzte er. 

INDRA arbeitet aber nicht nur an der eigenen Energieeffizienz, sondern setzt auch im Bereich der Sicherheit und des Umweltschutzes Maßstäbe. So gibt es ein unterirdisches Wasserrückhaltebecken als Maßnahme gegen Überflutungen bei Starkregenereignissen, genauso wie das Löschwasser bei einem etwaigen Brand zurückgehalten wird und Staubniederschlagungsmaßnahmen dafür sorgen, dass der anfallende Staub nicht durch die Luft wirbelt.

Einen großen Wunsch hatten Ralf Boecker und seine Kollegen dann aber doch: „Wir würden uns sehr gerne vergrößern. Seit März 1993 gibt es INDRA-Recycling an diesem Standort. Die 25.000 Quadratmeter haben wir damals selbst ertüchtigt. Seitdem hatten wir keine Kapazitätserhöhungen mehr, obwohl wir seit 2019 bis 2025 alle Anlagen komplett erneuert haben werden. Es wäre wirklich schön, wenn wir weitere Gewerbeflächen erwerben könnten“, so Boecker.

„Ich möchte Ihnen ausdrücklich Danke sagen. Ich bin absolut begeistert“, so Andre Baumann, der sich am Ende des Besuchs noch bei einer Führung über das Betriebsgelände einen umfassenden Eindruck über die Prozesse bei INDRA-Recycling machen konnte. „Das ist das Tolle an Baden-Württemberg, dass wir so viele Hidden Champions haben, die einen so wichtigen Beitrag zur Wirtschaft und Ökologie leisten“, so Baumann. Der Abgeordnete versprach, die Anliegen des Betriebs mit nach Stuttgart zu nehmen.