Dr. Andre Baumann MdL ist sehr erfreut, dass die Landesregierung eine neue Dialektstrategie für Baden-Württemberg beschlossen hat
Eine umfassende Strategie zur Bewahrung und Stärkung der vielfältigen historischen Dialekte in Baden-Württemberg hat die Landesregierung am Dienstag, 8. April, beschlossen. Das teilt der Landtagsabgeordnete der Grünen Dr. Andre Baumann mit und bezieht sich dabei auf eine aktuelle Pressemitteilung des Staatsministeriums Baden-Württemberg. „Das Engagement der Landesregierung, um das Kulturelle Erbe der Dialekte zu erhalten und zu fördern, begrüße ich sehr“, so Baumann, der bereits im Juli 2022 eine fraktionsübergreifende Dialektinitiative im Landtag unterzeichnet hatte und Mitglied des Dachverbands der Dialekte Baden-Württemberg ist.
„Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten im Dialekt sprechen können – zuhause, in der Schule, auf der Arbeit oder an der Uni. Dialekte sind etwas Wunderbares und sollten gepflegt werden,“ so Baumann weiter. Um die vielerorts noch sehr lebendige Tradition zu bewahren und zu fördern, haben mehrere Ministerien gemeinsam – unter Federführung des Staatsministeriums – ein Strategiepapier erarbeitet. Unter dem Titel „Mundarten bewahren und stärken“ werden die Aktivitäten aus Zivilgesellschaft und Landesverwaltung zusammengestellt und Ziele definiert.
Dialekte in Gefahr
„Mit unserer neuen Dialektstrategie wollen wir die lebendige Tradition, wo es sie noch gibt, bewahren, fördern und stärken – für die Menschen von heute und morgen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats am Dienstag. Neben dem Schwäbischen gehören zu den historischen Dialekten in Baden-Württemberg das Alemannische und im Norden Formen des Fränkischen. „Früher galten solche Mundarten oft als ‚Sprachbarrieren‘. Heute werden sie als Formen der inneren Mehrsprachigkeit geschätzt, weil sie sogar den Fremdsprachenerwerb erleichtern können. Sie sind also differenzierte Sprachsysteme, kulturelle Schätze und eine kostbare Ressource“, betonte Kretschmann.
Dialekte seien, so der Ministerpräsident weiter, „unser Erbe, wie Tiere und Pflanzen“. Ihre Gemeinsamkeit sei aber auch: „Wenn der Dialekt mal weg ist, ist er ausgestorben“. Laut einer Studie des Ludwig-Uhland-Instituts sprechen nur noch elf bis 15 Prozent der Grundschüler Dialekt. Viele Dialektsprechenden berichten von der Erfahrung, wie ihnen der Dialekt früher „ausgetrieben“ werden sollte – im Widerspruch zu den heutigen Erkenntnissen. „In meiner Schulzeit war es verpönt, Schwetzingerisch zu sprechen“, erinnert sich auch Baumann, der in Schwetzingen aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. „So habe ich dann weder daheim noch in der Schule Dialekt gesprochen – leider. So etwas sollte heute nicht mehr passieren.“
Strategie zur Bewahrung und Stärkung
Die im Strategiepapier „Mundarten bewahren und stärken“ festgehaltene Dialektstrategie der Ministerien ruht auf vier Säulen mit jeweils zahlreichen Einzelmaßnahmen:
• Wissen erhalten und stärken (Forschung und Dokumentation innerhalb und außerhalb der Universitäten),
• Sichtbarkeit verschaffen (unter anderem durch die neue Marke „DialektLÄND“ unter der Dachmarke „THE LÄND“),
• Bildung vermitteln (Kenntnis und Nutzung des Dialekts als sprachliche Ressource in Kindertagesstätten und Schulen),
• Zivilgesellschaft stärken (Förderung z.B. des Dachverbands der Dialekte Baden-Württemberg und des neuen Landespreises für Dialekt).
Wesentliche Maßnahmen
Neben dem Staatsministerium sind vier Fachressorts in die Initiative eingebunden: Das Wissenschaftsministerium etwa fördert die Dialektforschung unter anderem an den Universitäten Freiburg und Tübingen. 2024 wurde erstmals der Landespreis für Dialekt vergeben. Zudem soll das Thema Dialekte noch stärker in die Förderung der Breitenkultur einbezogen werden. Das Kultusministerium kümmert sich darum, dass der Dialekt von der frühkindlichen Bildung über die Schule bis zu den Volkshochschulen thematisiert und als wertvolle sprachliche Ressource erkannt wird. Angebote des Projekts „Mundart in der Schule“ sollen gefördert werden. Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) schafft zudem in Zusammenarbeit mit dem Tübinger Ludwig-Uhland-Institut Dialekt-Angebote für Lehrkräfte. Das Innenministerium integriert die Dialekte verstärkt in die Heimattage Baden-Württemberg. Das Ministerium für Ländlichen Raum ist mit diversen Projekten an der Dialektinitiative beteiligt, beispielsweise hat es Angebote zum kulturellen Wandel im ländlichen Raum angestoßen.