Hirschackerwald: Gut besuchte Pflegeaktion des NABU Schwetzingen und Umgebung und Dr. Andre Baumann MdL
Wo normalerweise 25 südafrikanische Burenziegen und drei Esel als vierbeinige Landschaftspfleger weiden, packen an diesem Tag 20 Erwachsene und sechs Jugendliche an. Wie bereits zahlreiche Male zuvor, hatte die NABU-Gruppe Schwetzingen und Umgebung zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann zu einem öffentlichen Pflegeeinsatz ins Natur- und Landschaftsschutzgebiet Hirschacker- und Dossenwald eingeladen. „Wir sind hier heute auf einem seit 2017 bestehenden Weideareal und sorgen mit der Pflegeaktion dafür, dass die Sandmagerrasen, Sandheiden und lichte Kiefernwälder von landesweiter Bedeutung erhalten bleiben“, berichtet Baumann. „Über viele Jahrhunderte haben Bauern in Dünenwäldern ihre Schafe und Schweine, Rinder und Ziegen weiden lassen und so eine ganz besondere Kulturlandschaft geschaffen: Sandheideflächen und Sandrasen, in denen viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten vorkommen, wie etwa Sandstrohblume und Sandthymian, Grüne Strandschrecke und Dünen-Sandlaufkäfer, Heidelerche und Ziegenmelker. Für diese Lebensräume haben wir in der Kurpfalz eine besondere Verantwortung: Denn nirgendwo sonst in Deutschland sind diese trocken-kargen Sandlebensräume so artenreich wie bei uns.“
„Mager bedeutet Vielfalt“, ergänzt Dr. Frank Nürnberg, Sprecher der NABU-Gruppe und Naturschutzwart für den Hirschackerwald. „Wir entfernen heute, was Esel und Ziegen nicht fressen. Je mehr Biomasse wir hier aus der Fläche bringen, desto nährstoffärmer werden die Böden“, so Nürnberg. Im Vorfeld hatte er 57 Bäume in kleine Stücke geschnitten, welche die Aktiven nun ebenso wie herumliegende Äste einsammeln und zu mehreren Sammelpunkten bringen. „Ich schätze, wir haben hier noch circa 30 Bäume in der Fläche, die rausmüssen“, so Nürnberg. „Das können wir eventuell nächstes Jahr bei einer weiteren Pflegaktion angehen.“

Götterbaum wird entfernt, weil er schützenswerte Flora und Fauna verdrängt
Mit dabei sind auch Inés Noll von der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, in deren Besitz sich das Landschafts- und Naturschutzgebiet befindet, sowie Cindy Baumann und Dr. Michal Rittmann aus der Fraktion der Grünen im Schwetzinger Gemeinderat. Rittmann sagt: „Das Tolle an dem Pflegeeinsatz heute ist für mich, dass man hier nicht nur unmittelbar mit Worten, theoretisch und politisch etwas für die Natur und Artenvielfalt tut, sondern ganz praktisch etwas machen und mal richtig anpacken kann. Das finde ich ganz fantastisch!“ Sabine Schumann aus Oftersheim schätzt das Arbeiten in der Gemeinschaft, wie sie sagt: „Es macht mir großen Spaß, vor Ort etwas zu bewirken und hinterher auch Ergebnisse zu sehen. Solche Aktionen unterstütze ich gerne.“
Zu der Pflegaktion im Hirschackerwald gehört auch, gegen einen „Eindringling“ vorzugehen: „Wir beseitigen heute Neophyten wie den Götterbaum“, berichtet der promovierte Biologe Baumann. „Dieser stammt ursprünglich aus China, wurde mit Gartenabfällen in das Schutzgebiet eingeschleppt und verdrängt die schützenswerte Flora und Fauna. Deswegen entfernen wir die Götterbäume heute samt Wurzeln und Ausläufern.“ Baumann und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter schwingen dafür fleißig ihre Wiedehopfhauen – ein Spezialwerkzeug aus Hacke und Spaltaxt. Während sich die Fläche mit Götterbäumen lichtet, werden die Haufen mit Ästen und Baumstücken an den Sammelpunkten immer größer.

Und weil Gesundheit und Sicherheit der Naturpflegerinnen und -pfleger natürlich an erster Stelle stehen, wie Nürnberg eingangs bereits betonte, lädt der NABU-Sprecher zwischendurch ein zu einer Pause mit Getränken, belegten Brötchen und Backwaren. „Es ist eine schweißtreibende Arbeit heute, aber diese lohnt sich“, so Baumann. „Dieses Dünenareal ist eines der naturschutzfachlich wertvollsten Gebiete Baden-Württembergs. Indem wir es gemeinsam aufwerten, können wir dieses einmalige Naturkleinod erhalten.“
INFOKASTEN: Brennholz kostenlos abzugeben
Die regelmäßigen Pflegeeinsätze im Natur- und Landschaftsschutzgebiet Hirschacker- und Dossenwald sind nicht nur gut für die dortige Tier- und Pflanzenvielfalt, sondern auch für Besitzerinnen und Besitzer von Holzöfen. „Wir haben nun waldtrockenes Kiefernholz kostenlos abzugeben“, sagt Dr. Frank Nürnberg von der NABU-Gruppe Schwetzingen und Umgebung. „Es ist ein leichtes Holz, das schnell abtrocknet, recht gut brennt und nicht harzt.“ Wer beim Einsammeln noch verbliebener Stammstücke mithelfen und sich anschließend Kiefernholz mitnehmen möchte, dürfe sich gerne melden, so Nürnberg. Kontakt: info@nabu-schwetzingen.de