Dr. Andre Baumann und BUND Hockenheim laden zu abendlicher Exkursion zu Gewässerabschnitt bei Reilingen ein
„Die Grüne Flussjungfer bewohnt Bäche und Flüsse mit sandig-kiesig-steinigem Grund. Für diese Großlibellenart geeignete Lebensräume weisen grundsätzlich Gewässerabschnitte auf, die von Gehölzen gesäumt sind, doch müssen auch sonnenbeschienene Abschnitte vorhanden sein“, sagt Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen und promovierter Biologe. Der Kraichbach sei als FFH-Gebiet zur Förderung der streng geschützten Grünen Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) ausgewiesen und berge auch bei Reilingen das Potenzial, deren Anforderungen zu erfüllen. Unter anderem um dies zu veranschaulichen, lädt Baumann am Mittwoch, 3. Juli, um 18.30 Uhr, zu einer abendlichen Exkursion ein. Treffpunkt ist in Reilingen am Pumpenhäuschen, am Ortseingang von Hockenheim kommend. Baumann wird die Exkursion gemeinsam mit den Experten Uwe Heidenreich und Dieter Rösch vom BUND Hockenheim leiten.
„Am Beispiel des Hochwasser- und Ökologieprojekts in Hockenheim sieht man, dass die EU-Wasserrahmen-Richtlinie zur Herstellung guter ökologischer und chemischer Zustände aller europäischen Gewässer am Kraichbach streckenweise bereits sehr gut umgesetzt wird und wie lebendig und vielfältig unser Kraichbach sein kann mit der richtigen Förderung“, so Baumann. „Ich setze mich für ähnliche Maßnahmen am Kraichbach bei Reilingen ein.“ Der Gewässerabschnitt zwischen der Querung der Landesstraße L 723 und der Einmündung des Kehrgrabens, zu dem auch die Exkursion führen wird, sei wie viele Abschnitte baden-württembergischer Bäche und Flüsse kerzengerade. Am Ufer des Kraichbachs fehlen Gehölze, die das Wasser beschatten. Im Bach fehlen Strukturen, wie tiefe Gumpen, in denen Fische im Sommer an heißen Tagen ausharren. Es gibt kein Wechselspiel aus Sandbänken mit langsam fließendem Wasser und schnell fließenden Abschnitten. Baumann: „Dem Kraichbach fehlt das, was einen natürlichen Tieflandbach ausmacht: Vielfalt. Erst diese Vielfalt eines Lebensraums ermöglicht Artenvielfalt.“ An extrem heißen Tagen seien in der Vergangenheit zudem Wassertemperaturen bis zu 26 Grad Celsius im Kraichbach gemessen worden – zu viel für viele Tier- und Pflanzenarten. „Auch damit der Kraichbach in Trockenperioden nicht trockenfällt, muss er dringend auch bei Reilingen fit für den Klimawandel gemacht werden“, erläutert Baumann.
Das Potenzial des Kraichbachs zeige sich auch darin, dass er bei Hochwasser immer versuche, sich ein natürlicheres Gewässerbett zu schaffen. „Zwischen den Dämmen sollte eigentlich genügend Platz sein, um aus dem kerzengeraden und konturlosen Kraichbach einen sich leicht schlängelnden kleinen Fluss zu machen“, sagt Baumann. „Ziel ist ein Kraichbach, der so aussieht, wie die Bäche und Flüsse unserer Volkslieder.“ Allerdings reichten Ackerflächen bis tief in den Gewässerrandstreifen, und die Vegetation auf den Dämmen und der Schilfstreifen werde nicht abschnittsweise gemäht, sondern en bloc. „Man sieht also auch am Beispiel des Kraichbachs, dass Naturschutz nur in einem guten Zusammenspiel mit der Landwirtschaft funktionieren kann.“
Info:
Exkursion mit Dr. Andre Baumann und dem BUND Hockenheim an den Kraichbach bei Reilingen: Mittwoch, 3. Juli, 18.30 Uhr. Treffpunkt ist in Reilingen am Pumpenhäuschen, am Ortseingang von Hockenheim kommend, Dauer circa zwei Stunden. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.