Die Preisspirale im Bau- und Wohnungssektor kannte in den letzten Jahren nur eine Richtung: steil nach oben. Nun sorgen Lieferengpässe, Handwerkermangel und eine allgemeine Ressourcenknappheit zusätzlich für enormen Preisdruck und lassen das Ziel von bundesweit 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr nur schwer erreichbar erscheinen.

Innovative Baustoffe, neue Produktionsverfahren und recycelte Rohstoffe können helfen, einige dieser Probleme zu überwinden und gleichzeitig entscheidende Fortschritte bei der Bekämpfung des Klimawandels zu machen. Denn die Bauwirtschaft, allen voran die Betonproduktion, ist nicht nur für gut 30 Prozent des deutschen Treibhausgasausstoßes verantwortlich, auf sie entfällt auch mehr als die Hälfte des jährlich produzierten Abfalls in Deutschland. Um unser Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, müssen alle Akteur*innen aktiv werden.

Am 20. Mai wurde im Bundesrat die „Stärkung des Einsatzes von wiederverwendbaren Baustoffen und Bauteilen sowie von ressourcenschonenden Recycling-Baustoffen“ beschlossen und schlägt dort vor, den Einsatz von Recycling-Baustoffen künftig als zusätzlichen Förderbaustein in das KfW-Förderprogramm aufzunehmen. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck die KfW-Förderung im Hinblick auf seine Klimaschutzwirkung neu ausrichten und grundlegend modernisiert. Zusätzlich dazu werden im Koalitionsvertrag der Bundesregierung mit dem digitalen Gebäuderessourcenpass oder der nationalen Holzbau-, Leichtbau- und Rohstoffsicherungsstrategie weitere wichtige Eckpfeiler benannt.

Auf Landesebene planen wir ebenfalls ein Modellprojekt eines Urban-Mining- und Ressourcenkatasters, um Baumaterialien in Zukunft dem Kreislauf möglichst vollständig wieder zuzuführen. Gerade mit Blick auf die derzeitigen Lieferengpässe und Unsicherheiten im globalen Handel ist dies ein zentraler Punkt. Mit einer kleinen Anfrage zu innovativen Baustoffen wollen wir zudem darauf aufmerksam machen, dass Stoffe wie Lehm, Hanf, Stroh oder Holz gemeinsam mit Hightech-Produkten wie Carbonbeton oder Flachsfasern Alternativen zu Beton darstellen können, die zudem vor unserer Haustür verfügbar sind und nachwachsen.

Baden-Württemberg ist ein innovatives Land, ein Standort für Spitzenforschung im Bereich der Materialtechnik, das gleichzeitig eine lange Tradition im Umgang mit Naturbaustoffen hat. Dieses Wissen muss im anstehenden ressortübergreifenden Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ (SDB) gebündelt werden, denn um die vor uns liegenden Herausforderungen zu bestehen, benötigen wir nichts anderes als eine industrielle Transformation im Bausektor und ein 100-prozentiges Bekenntnis zu Effizienz und Kreislaufwirtschaft.