Pressemitteilung vom 17.02.2021
Tierschutzpolitischer Abend von Dr. Andre Baumann mit der früheren Landestierschutzbeauftragten und Sachbuchautorin Dr. Cornelie Jäger.
„Wir wollen und werden den Tierschutz in der nächsten Legislaturperiode weiter stärken“, sagte Dr. Andre Baumann beim tierschutzpolitischen Abend, zu dem die Tierschutzexpertin und frühere Landestierschutzbeauftragte, Dr. Cornelie Jäger, virtuell gekommen war. „Für uns Grüne ist Tierschutz ein Herzensanliegen. Wir wollen konsequent Tierschutz stärken – mit den Landwirten.“ Jäger gab einen Sachstand zum Tierschutz und stellte ein Konzept für eine tierschutzfreundlichere Landwirtschaft vor. Beim online-Abend waren Bürgerinnen und Bürger, Vertreter des Tierschutzes und der Landwirtschaft auch aus der Region anwesend.
Kurz zusammengefasst forderte Tierschutzexpertin Jäger die Einführung von Tierschutzstandards beispielsweise bei der Haltung von Puten und Enten, einen besseren Gesetzesvollzug, auch durch unangekündigte Kontrollen der Veterinäre und eine deutlich bessere Förderung und Entlohnung von Landwirtinnen und Landwirten, wenn sie ihre Tiere gut halten. Jägers Konzept für eine zukunftsfähige Landwirtschaft reichte deutlich weiter und bezog auch den Klimaschutz mit ein. „Wenn wir zur Mitte des Jahrhunderts rund neun Milliarden Menschen ernähren wollen, dann brauchen wir auch eine landwirtschaftliche Nutzung von Grünlandgebieten und das geht nur mit Raufutterfressern, wie Rindern, Schafen und Ziegen“, sagte Jäger. Grünland sollte nicht in Ackerland umgewandelt werden, da Grünlandgebiete für den globalen Klimaschutz äußerst wirksame Kohlenstoffsenken seien. Grünlandflächen speicherten mehr Kohlenstoff als Wälder und deutlich mehr als Ackerflächen. Jäger plädierte darum aus Gründen des Klimaschutzes für eine Bewirtschaftung von Grünlandflächen durch eine tierfreundliche Weidehaltung. Baumann begrüßte dieses Konzept, weil durch eine Beweidung von Grünlandflächen neben dem Klimaschutz auch der Naturschutz gefördert werde. „Weidelandschaften gehören zu den artenreichsten Ökosystemen“, sagte Baumann, der seine Doktorarbeit über die Bedeutung und Ökologie der Schafbeweidung in Süddeutschland verfasst hatte. „Ohne Weidetiere gibt´s keine Weidelandschaften, ohne Schafe keine Wacholderheiden.“
Jäger und Baumann forderten die Einführung einer Tierwohlabgabe auf tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milch. „Landwirte müssen von ihren Produkten gut leben können. Die aktuellen Preise für landwirtschaftliche Produkte sind so niedrig, dass die Produktion auf Kosten der Tiere und der Bauern erfolgt“, so Jäger. Baumann berichtete von seinen Verhandlungen zur Kastenstandshaltung von Schweinen, deren Verhandlungsführer er für die Grünen im Sommer 2020 vor der Abstimmung im Bundesrat war. Die Grünen konnten heraushandeln, dass Deutschlands mittelfristig aus der Kastenstandshaltung aussteigt. „Bauern und Schweinehalter stehen mit dem Rücken an der Stallwand. Bei den niedrigen Preisen für Schweinefleisch, können sie ihren Tieren nicht mehr Platz bieten.“ Jäger und Baumann unterstützten das Ergebnis der sogenannten Borchert-Kommission, die von der Bundesregierung eingesetzt wurde. In dem Kommissionsbericht wurde die Einführung einer Tierwohlabgabe gefordert. „Wenn eine moderate Erhöhung der Preise für tierische Produkte erfolgen würde und diese Einnahmen als Tierwohlprämie an Landwirte weitergegeben werden, dann können die Bauern ihre Tiere so halten, wie sich die Verbraucherinnen und Verbraucher dies mehrheitlich wünschen; und die Mehrzahl der Bauern auch.“
Jäger und Baumann plädierten auch für eine Pflicht-Tierhaltungskennzeichnung für alle tierische Produkte, wie dies bei Hühnereiern seit Jahren der Fall sei. Aber auch hier zeigte sich Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hartleibig, berichtete Baumann, der dies bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung gefordert hatte. „Wir haben in der letzten Legislaturperiode den Tierschutz in Baden-Württemberg deutlich gestärkt. Das war auch Dein Verdienst“, sagte Baumann zur Referentin Jäger. „Wir werden Deine Arbeit in der nächsten Legislaturperiode fortsetzen.“ Der derzeitige CDU-Landwirtschaftsminister hat leider erst nach massiven Tierschutzskandalen die Bedeutung des Tierschutzes erkannt, kurz vor den Landtagswahlen.