Verwaltung und Blaulichtfamilie tauschten sich mit Staatssekretären zum Hochwasser- und Katastrophenschutz aus.

Hochwasser- und Katastrophenschutz sind nicht erst seit der Flutkatastrophe im Ahrtal ein Thema, das Städte und Gemeinden beschäftigt. Die Rheingemeinden im Landtagswahlkreis Schwetzingen haben sich bereits gut auf die regelmäßigen Hochwasser des Rheins eingestellt. „Neu sind Starkregenereignisse, die wir so in der Häufigkeit und Heftigkeit nicht kannten. Und diese werden durch den menschengemachten Klimawandel extrem zunehmen“, berichtete Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen im Spargelwahlkreis. Baumann hatte Wilfried Klenk, den Staatssekretär im Ministerium des Innern, für Digitalisierung und Kommunen eingeladen, um mit den Bürgermeistern, den Behörden und der Blaulichtfamilie – also allen, die für den Katastrophenschutz zuständig sind – ins Gespräch zu kommen.

25 Personen aus den Rathäusern, dem Landratsamt und vor allem von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Technischem Hilfswerk, trafen sich im Bürgersaal der Gemeinde Altlußheim zum Austausch. Bürgermeister Uwe Grempels begrüßte die Teilnehmenden. In seinen vier Amtsjahren habe er bereits drei Rheinhochwasser erlebt. Spätestens seit der Flutkatastrophe im Ahrtal sah er die dringende Notwendigkeit zu einem Austausch: „Wo fange ich an, wo höre ich auf? Wo fängt die Verantwortung der Gemeinde an? Wo stehen wir als Gemeinde, Land und Bund?“

Dr. Andre Baumann und Wilfried Klenk mit den Teilnehmenden des Austauschs zum Hochwasser- und Katastrophenschutz

Dr. Andre Baumann freute sich, dieses Thema in den Mittelpunkt des Tages zu stellen. „Wir müssen uns vorbereiten auf Situationen, die auf uns zukommen.“ Darum war es für Baumann selbstverständlich, die kommunale Familie und die Blaulichtfamilie zu einem gemeinsamen Termin mit dem für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zuständigen Staatssekretär einzuladen. „Das Umweltministerium unterstützt beispielsweise Städte und Gemeinden bei der Risikoanalyse und Erstellung von Handlungskonzepten bei Starkregen.“ Baumann, der Staatssekretär des Umweltministeriums ist, betonte die Wichtigkeit dieses Themas: „Beim Zusammenspiel der einzelnen Akteure muss einfach alles funktionieren – der Informationsfluss muss stimmen und es muss geübt werden, damit alle gut auf Katastrophensituationen vorbereitet sind.

Wilfried Klenk begrüßte den internen Austausch aller Beteiligten, denn gerade in letzter Zeit komme es geballt: Die Pandemie mit all ihren Herausforderungen auch für die Helferinnen und Helfer und am Ende dann die Katastrophe im Ahrtal, die allen gezeigt hat, dass der Katastrophenschutz große Aufmerksamkeit verdient und ressortübergreifendes Handeln notwendig mache. So gäbe es zum Beispiel einen guten Austausch zwischen Innenministerium und Umweltministerium. „Aber von besonderer Bedeutung sind die Kommunen. Sie wissen, was vor Ort gebraucht wird, um mit Gefährdungslagen gut umgehen zu können.“

So drehten sich wichtige Themen auch um die ganz praktischen Probleme vor Ort. Kreisbrandmeister Udo Dentz wies auf die Bedeutung von einheitlichen Kommunikationsmitteln hin, damit Organisationen gemeinsam zusammenarbeiten können. Checklisten für Städte und Gemeinden, der Aufbau kommunaler Anlaufstellen für die Bevölkerung, zum Beispiel bei Stromausfall, können ein Teil der Antwort auf die veränderten Probleme sein. „Wir müssen unsere – bereits gut funktionierende – Zusammenarbeit weiter stärken. Aber wir brauchen gemeinsame Konzepte zur Alarmierung der Bevölkerung und zur Stärkung des Ehrenamts“, so Dentz.

Dies war ein großes Thema, das immer wieder angesprochen wurde. Der zurückliegende deutschlandweite Warntag hatte bereits gezeigt, dass im Ernstfall nicht in jeder Gemeinde die Sirene ertönt. Zudem benutzen längst nicht alle Bürgerinnen und Bürger die Warnapps NINA und KATWARN, obwohl die Installation dieser Apps im Ernstfall Leben retten kann. Und auch in anderen Bereichen müsse der Katastrophenschutz wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Zum Beispiel durch Schauübungen, in die die Bevölkerung eingebunden werden oder durch eine stärkere Verankerung relevanter Themen im Schulunterricht. Denn Katastrophenschutz geht im Idealfall alle Menschen etwas an und nicht nur die – meist ehrenamtlich aktiven – Helferinnen und Helfer.

Diesen dankte Baumann ganz deutlich: „Vielen Dank, dass Sie ihre Lebenszeit hier einbringen. Ohne Sie würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. In den vergangenen Krisen haben Sie Großartiges geleistet“. Wilfried Klenk bestätigte dies: „Die Einsatzkräfte kommen häufig an die Grenze der Belastbarkeit. Auch darum ist dieser offene Austausch so wertvoll, um voneinander zu lernen und gegenseitiges Verständnis aufzubauen.“ Aber mit Reden und Lob ist es eben nicht getan. Es braucht mehr junge Menschen, die sich im Rettungsdienst und Katastrophenschutz einsetzen. Und dazu benötige es viel mehr Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit.