Landtagsabgeordneter Dr. Andre Baumann und Tayfun Tok, der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, besuchen die Welde-Brauerei – „typisch kurpfälzisches Unternehmen“ – Die Pandemie ist auch hier nicht ohne Folgen geblieben.

Welde ist in der Region im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Es gibt wohl kaum jemanden, der die Brauerei und das Bier in der markant geschwungenen Flasche nicht kennt. Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Dr. Andre Baumann, und der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Tayfun Tok, statteten der Traditionsbrauerei einen Besuch ab.

(v.l.n.r.) Tayfun Tok und Dr. Andre Baumann im Gespräch mit Max Spielmann auf dem Hof der Brauerei

Geschäftsführer Max Spielmann begrüßte die Abgeordneten und dann ging es auch gleich los mit einer Führung durch die Hallen der Brauerei. „Welde ist für mich der Innbegriff eines typisch kurpfälzischen Unternehmens“, sagte Baumann. Spielmann berichtete von der langen Tradition der „Weldebräu“, die bereits in der achten Generation und damit seit über 260 Jahren als Familienunternehmen geführt wird. „Als Unternehmen von hier haben wir auch eine Verpflichtung gegenüber der Region“, erläuterte Max Spielmann. „Darum beziehen wir unsere Rohstoffe ausschließlich aus der Region – hauptsächlich aus der Kurpfalz, dem Kraichgau und der Pfalz.“

Und auch das Klima liegt Spielmann am Herzen: „Die Klimakrise ist eine Herausforderung für uns alle. Darum wollen wir unseren Beitrag leisten und bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein.“ Bereits jetzt glänzen Solarzellen auf dem Dach, nach und nach sollen es noch mehr werden. Auch die bestehenden Produktionsanlagen sollen nach und nach ressourcenschonender arbeiten. „Aber im Brauhandwerk benötigen wir für unsere Produktionsprozesse viele verschiedene Anlagen – und die kosten viel Geld“, so Spielmann, der gerne auch eine CO2-Rückgewinnungsanlage installieren würde, die aber momentan nur für größere Unternehmen verfügbar und rentabel seien. „Wir müssen massiv in den Klimaschutz investieren und darum unterstützt das Land bei solchen Anschaffungen“, berichtete Tayfun Tok und wies auf das Förderprogramm InvestBW hin, bei dem unter dem Motto ‚Mission Klimaschutz‘ Maßnahmen für Klimaschutz von Unternehmen gefördert werden können. „Dazu können wir gerne in Kontakt bleiben.“

Vor den großen Braukesseln im Sudhaus erläuterte Spielmann den Abgeordneten den Brauprozess und vor allem beim Thema „Slow Beer“ hörten Tok und Baumann aufmerksam zu, handelt es sich doch hier um die wichtigste Zutat der Welde-Biere: viel Zeit. „Je länger Bier gelagert wird, desto besser. Denn während der Lagerung werden langsam Nebenstoffe der Gärung, wie zum Beispiel Fuselalkohole abgebaut. Dadurch wird es geschmacklich runder und bekömmlicher“, erklärte Spielmann und zeigte auf die riesigen Behälter in der Lagerhalle. Und noch ein weiterer Faktor mache den Geschmack der unterschiedlichen Biere aus: „In Großbrauereien wird häufig ein einziges Bier gebraut und dann zu verschiedenen Bieren weiterverarbeitet. Bei uns gibt es für jedes Bier ein eigenes Rezept. Dadurch können wir feinere Geschmacksnuancen herausarbeiten“, erklärte Spielmann.

Für den Geschmack selbst seien die Zutaten entscheidend – vor allem die Hefe. „Durch unterschiedliche Hefen können sich unterschiedliche Geschmacksnuancen ausbilden, zum Beispiel Banane oder Nelke, grüner Apfel, Pfirsich“, so Spielmann, der nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Biersomelier ist. Wie wichtig die Hefe sei, komme auch beim Unterschied zwischen ober- und untergärigen Bieren zum Ausdruck. Bei obergärigem Bier, wie beispielsweise dem Weizenbier, schwimmt die Hefe oben und bei untergärigem Bier, wie Pils, unten – dadurch und durch die unterschiedlichen Temperaturen, die von den unterschiedlichen Hefen benötigt werden, wird der Geschmack der Biere maßgeblich geprägt.

Zurück bleibt beim Brauen der Biertreber, also die festen Rückstände des Gersten- oder Weizenmalzes. „Was machen Sie eigentlich mit den Resten?“, wollte Andre Baumann wissen, „haben Sie dafür eine Biogasanlage?“ „Der Treber wird von Landwirten abgeholt. Als Tierfutter ist das viel wertvoller“, erklärte Max Spielmann.

Zurück im Büro, stießen Spielmann, Tok und Baumann mit einem frisch gezapften Welde an und widmeten sich einem anderen wichtigen Thema: Den Auswirkungen der Pandemie auf das Brauhandwerk. „Durch Corona sind die Bierverkäufe natürlich eingebrochen und auch unsere gastronomischen Angebote sind von Umsatzrückgängen betroffen. Leider sind die Bedingungen für die Corona-Hilfen so, dass wir diese nicht in Anspruch nehmen können“, berichtete Spielmann und verwies auf die aktuellen Förderrichtlinien. „Da hängen eben auch viele Arbeitsplätze dran und gerne würden wir weiter investieren – in eine neue energieeffiziente Halle, in neue CO2-neutrale Anlagen und Photovoltaikanlagen.“ Tayfun Tok versprach, als wirtschaftspolitischer Sprecher nachzuhaken und auch Andre Baumann sicherte als zuständiger Landtagsabgeordneter seine Unterstützung zu. „Wir sollten froh sein, dass wir solche familiengeführten mittelständischen Unternehmen haben, die Vertrauen bei ihren Arbeitnehmern und in der Bevölkerung besitzen. Sie sind Vorbild für die Region, wir brauchen Sie und darum müssen wir sie unterstützen.“