Dr. Andre Baumann besuchte den Pflegestützpunkt in Hockenheim – „Wichtig, sich frühzeitig auf das Thema Pflege vorzubereiten“
„Pflege ist ein Thema, das irgendwann auf jeden einzelnen von uns zukommt“, stellte Andre Baumann ganz zu Beginn seines Besuchs beim Pflegestützpunkt in Hockenheim fest. Zwei Wochen lang besucht der Landtagsabgeordnete der Grünen soziale Initiativen, Einrichtungen und Beratungsstellen in seinem Wahlkreis. „Ich möchte zuhören, lernen und die eine oder andere Aufgabe mitnehmen, um die ich mich dann kümmern werde, um die Helferinnen und Helfer bei ihren wichtigen Aufgaben zu unterstützen.“
Zu Beginn seiner Sommertour besuchte Baumann den Hockenheimer Pflegestützpunkt, einen von insgesamt fünf im Rhein-Neckar-Kreis. Die Pflegestützpunkte sind Anlaufstelle zu allen Fragen rund um das Thema Pflege und damit ein unentbehrlicher Baustein für eine gute Versorgung pflegebedürftiger Menschen. „Die Gesetzgebung ist immer komplizierter geworden, darum gibt es uns“, berichtet Gabriele Bandt, die Gesamtleitung der Pflegestützpunkte im Rhein-Neckar-Kreis. Im einwohnerstärksten Landkreis gibt es rund 26.000 pflegebedürftige Menschen, von denen rund 80 Prozent zuhause von Angehörigen und ambulanten Pflegediensten versorgt, betreut und gepflegt werden. „Die pflegenden Angehörigen leisten enorm viel und brauchen von Zeit zu Zeit auch Entlastung“, sagte Gabriele Piuma, die für die Gemeinden Altlußheim, Brühl, Eppelheim, Ketsch Neulußheim, Hockenheim, Reilingen, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen zuständig ist. „Die Frage nach Kurzzeitpflegeplätzen ist zurzeit die häufigste“, berichtete die Pflegeberaterin. Sei es, um den Angehörigen eine Auszeit von der anstrengenden Pflegezeit zu ermöglichen oder Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt, zum Beispiel nach einer Operation, noch eine kurze Zeit in einer Pflegeeinrichtung zu ermöglichen, bevor sie wieder in ihr gewohntes Zuhause zurückkehren. Aber gerade von diesen Kurzzeitpflegeplätzen gibt es momentan leider viel zu wenig. „Wir setzen aber mit unserem Team und unserem Netzwerk alles daran, den Angehörigen zu helfen“, so Stefanie Hoffmann, die seit neuem das Team am Pflegestützpunkt verstärkt.

Pflegende Angehörige benötigen Entlastung und Alternativen
„Die Angehörigen sparen den Krankenkassen und Pflegekassen viel Geld. Aber die Angehörigen benötigen Entlastung und Alternativen“, erklärte Sozialamtsleiterin Karin Graser. Den Grund für fehlende Pflegeplätze sieht sie vor allem in der angespannten Personalsituation auf dem Arbeitsmarkt. „Der Markt ist wie leergefegt.“ Und auch die Ausbildungsreform in den Pflegeberufen habe so ihre Tücken. „Da die Auszubildenden nicht mehr nur in einer Einrichtung, sondern in vielen für kurze Zeit tätig sind, binden sie sich nicht mehr so sehr an die Einrichtung“, so Graser. Aber nicht nur die Personalsituation alleine sei die Ursache, sondern auch gesetzliche Regelungen, die in der Praxis kaum umsetzbar seien. „Aber als Rhein-Neckar-Kreis haben wir uns dieses Themas angenommen“, erklärt Graser. „Mit unserer Kampagne ‚Berufe mit Herz‘ möchten wir die Pflegeberufe attraktiver machen. Und auch, wenn wir als Rhein-Neckar-Kreis nicht für alle Themen im Bereich Pflege zuständig sind, haben wir einen Kreisseniorenplan erstellt, der uns und unseren Partnern als Maßstab dient, das Leben im Rhein-Neckar-Kreis für pflegebedürftige Personen und ihre Angehörigen so gut wie möglich zu gestalten.“
Neben dem Mangel an Fachpersonal in den Pflegeeinrichtungen, gebe es auch Probleme mit der ärztlichen Versorgung, so Piuma. Ärztinnen und Ärzte machten kaum noch Hausbesuche und auch Pflegedienste kämen an ihre Grenzen. Gabriele Bandt, Gabriele Piuma und Stefanie Hoffmann bekommen die Sorgen und Nöte der Angehörigen täglich mit. Und auch ihre Kolleginnen und Kollegen an den anderen Standorten, mit denen sie sich regelmäßig austauschen, seien mit den gleichen Problemen konfrontiert. In hunderten von Beratungsgesprächen informieren und unterstützen sie zu allen Themen rund um die Pflege. Aber auch bei Fragen, wie man das eigene Haus oder die eigene Wohnung altersgerecht umbaut oder beim Ausfüllen von Formularen und Vorsorgevollmachten stehen sie mit Rat und Tat zur Seite. „Es ist wichtig, sich frühzeitig auf das Thema Pflege vorzubereiten“, sagt Andre Baumann, der aus Erfahrung weiß, wie wichtig eine gute Beratung im Bereich der Pflege ist. „Auch ich wäre aufgeschmissen, wenn ich keine fachkundigen Menschen kennen würde, die mich beraten.“ Und darum sei es auch so wichtig, dass sich Menschen für und in der Pflege engagieren: „Ich danke Ihnen für ihre wertvolle Arbeit und ich möchte die Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich frühzeitig Unterstützung zu holen“, sagt Baumann. „Außerdem wünsche ich mir, dass in Zukunft wieder mehr Menschen Lust darauf haben, einen Pflegeberuf zu ergreifen.“