Folgen des Klimawandels in der Schwetzinger Hardt: Dr. Andre Baumann fordert, aktuell Waldbrände zu verhindern, mittelfristig den Forstbetrieb zu stärken und den Wald an den Klimawandel anzupassen

Der Schwetzinger Hardtwald gehört zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Wäldern des Landes. Kiefern- und Buchenbestände sterben auf den trockenen Dünenstandorten manchmal flächig ab, Kermesbeeren übernehmen die Herrschaft in der Vegetation. Aktuell herrscht angesichts der hohen Temperaturen und der Trockenheit zudem akute Waldbrandgefahr. Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen, appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger, sich umsichtig zu verhalten. Baumann setzt sich auch seit Jahren für eine Stärkung des Forstbetriebs in der Schwetzinger Hardt ein. Baumann: „Wir können und wir müssen uns stärker um den Schwetzinger Hardtwald kümmern. Zum einen gilt es, den Wald fit für den Klimawandel zu machen. Und zum anderen müssen wir die wertvolle Dünennatur in einem der wichtigsten Waldschutzgebiete Süddeutschlands fördern.“

Zum akuten Problem der sehr hohen Waldbrandgefahr sagt Baumann: „Boden und Unterwuchs sind trocken. Grillverbote sind unbedingt einzuhalten, um die Brandgefahr zu vermindern.“ Zudem sollte im Wald nicht geraucht oder wild geparkt werden. „Von einem Waldbrand geht nicht nur Gefahr für Leib und Leben von Menschen aus, schlagartig würde auch das Waldökosystem zerstört. Waldbrände in den Wäldern Nordamerika und Sibirien sind natürlich, bei uns sind sie es nicht. Die Natur unserer Heimat ist nicht auf Brände vorbereitet.“ Baumann erklärt, dass Waldbrände nahezu vollständig vom Menschen verursacht werden. Blitzeinschlag oder Selbstentzündung durch Glasscherben spielen so gut wie keine Rolle.

Vom zunehmenden Klimawandel geht nach Ansicht Baumanns mittel- und langfristig eine noch viel größere Gefahr aus. „Die Klimafolgen in unserem Hardtwald kommen nicht schleichend, sondern schnellen Schrittes voran“, sagt der Biologe, der sich seit seiner Zeit als Vorsitzender des NABU Schwetzingen und Umgebung 1995 um den Hardtwald kümmert. „Auf manchen Dünenbereichen und Flugsandfeldern kommen die Buchen und Kiefern, die ihr ganzes Leben Hitze, Nährstoffarmut und Trockenheit gewohnt sind, durch die sehr heißen und sehr trockenen Sommer der vergangenen Jahre an ihre Grenzen – und sterben“, sagt Baumann. Die Region sei zwar schon von Natur aus warm und niederschlagsarm, die sandigen Dünengebiete, die vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten Heimat bieten, trocken. Das Absterben der Buchen- und Kiefern in der Schwetzinger Hardt schreite schneller als vor wenigen Jahren noch prognostiziert.

„Das Klima ist in der Krise und auch unsere Natur ist in einer Krise. Das Artensterben und der Verlust vielfältiger Lebensräume haben dramatische Ausmaße angenommen“, so Baumann. Deshalb sei es ein großer Erfolg gewesen, dass mit der Ausweisung der Schwetzinger Hardt als regionales Waldschutzgebiet im Jahr 2013 das nach dem Nationalpark Schwarzwald größte Waldschutzgebiet der vergangenen Jahre (3.125 Hektar) ausgewiesen worden war. Nun gelte es jedoch, die Anstrengungen nochmals zu verstärken, die bereits laufenden Schutzmaßnahmen auszuweiten und zu beschleunigen. „Mutig, gemeinsam und strategisch vorgehen“, appelliert der Wahlkreis-Abgeordnete, den Hardtwald fit für den Klimawandel zu machen und dabei die Bevölkerung miteinzubinden. Dazu gehörten auch die Wahl der richtigen Baumart, geeignete Waldbaumethoden und ein Neophyten-Management. „Die Zeit, um den Hardtwald zu retten, wird knapp.“

Baumann fordert daher, dass der Forstbetrieb personell und mit Sachmitteln so gestärkt wird, dass der Wald in der Schwetzinger Hardt an den Klimawandel angepasst werden kann und die landesweit einmalige Dünennatur gefördert wird. „Wenn irgendwo ein Leuchtturmprojekt zur Klimawandelanpassung und Naturschutz im Staatswald sinnvoll ist, dann ist es eines in der Schwetzinger Hardt“, erklärt der promovierte Biologe.