Pressemitteilung vom 06.02.2021

Dr.  Andre Baumann stellte in einer online-Konferenz Ziele einer zukunftsfähigen Energiepolitik vor. 

„Energiewende bedeutet: Wir müssen unser Energiesystem dekarbonisieren und effizienter mit Energien umgehen. Energiewende bedeutet auch, dass wir das Klima schützen, Arbeitsplätze bei uns sichern und eine gute wirtschaftliche Entwicklung im Land ermöglichen“, sagte Dr. Andre Baumann, der als Umwelt- und Energieexperte in einer online-Konferenz den Stand zur Energiewende gab und Perspektiven aufzeigte. Schwerpunkte des Vortrags und der Diskussion lagen auf dem Ausbau der Windkraft und Photovoltaik und der Wasserstofftechnologie. 

„Wir müssen über Energiesystem in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dekarbonisieren. Wir werden unsere Energie effizienter nutzen und möglichst viel erneuerbare Energie dezentral produzieren. Nichtsdestotrotz bleiben wir in Baden-Württemberg Energieimportland“, sagte Baumann. Die Wind- und Solarenergie müsse in Baden-Württemberg ausgebaut und zusätzlich Strom importiert werden, beispielsweise Windstrom aus Norddeutschland über Trassen zu uns transportiert werden. Die Ultranet-Übertragungsleitung bringe von Norddeutschland Strom auch durch die Kurpfalz zum Konverter, der dort gebaut wird, wo früher die Kühltürme von Kernkraftwerk Philippsburg standen.

„Moderne Windenergieanlagen sind auch für Süddeutschland geeignet und können wirtschaftlich Strom produzieren. Wir müssen für Windkraft Raum und Akzeptanz schaffen.“ Baumann plädierte dafür, dass in der nächsten Legislaturperiode verbindliche regionale Ausbauziele für erneuerbare Energien festgeschrieben werden. Auf landeseigenen Flächen sollten verstärkt Windenergieanlagen und Solarparks entwickelt werden. „Wir brauchen zukünftig mehr Strom und nicht weniger. Die E-Autos auf unseren Straßen wollen auch geladen werden. Strom muss grün, günstig und die Stromversorgung sicher sein. Wir müssen in Erneuerbare Energien einsteigen, wenn wir aus der Kernkraft und der Kohlekraft aussteigen.“ Auf die Frage mehrerer Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Konflikt zwischen Windkraft und Artenschutz sagte der Naturschutzexperte: „Wir können Naturschutz und Klimaschutz versöhnen. Wir sollten windenergiesensible Arten gezielt in Gebieten fördern, die für die Windkraft wenig geeignet sind. Auerhuhn, Rotmilan und Co. brauchen keinen Wind, sondern geeignete Lebensräume. Wenn wir dort paradiesische Auerhuhn-Lebensräume neu schaffen, können wir in windhöffigen Gebieten beim Ausbau der Windkraft ein Auge beim Artenschutz zudrücken. Wenn wir das gut machen, dann entsteht eine win-win-Situation: Klima- und Naturschutz.“

Baumann warb auch für eine Solaroffensive. „Wir sind in Baden und auch in Württemberg von der Sonne verwöhnt. Die Stromgestehungskosten von Photovoltaikstrom sind so niedrig, dass dieser extrem günstig ist.“ Wer Stromkosten sparen wolle, der solle Photovoltaikstrom selbst produzieren und mit immer günstiger werdenden Stromspeichern zwischenspeichern. Das Land Baden-Württemberg habe netzdienliche Stromspeicher erfolgreich gefördert und werde dies bestimmt in der nächsten Legislaturperiode wieder tun. „Ich bin sehr für eine Solarpflicht für neue Gebäude. Denn das ist eine Pflicht zum Geldsparen“, erklärte Baumann. Die Grünen wollten im Klimaschutzgesetz eine Photovoltaik-Pflicht für neue Gebäude festschreiben. „Gegen erbitterten Widerstand der CDU konnten wir leider nur eine PV-Pflicht für gewerbliche Neubauten festschreiben. Die PV-Pflicht für neue Wohngebäude sollten wir in der nächsten Legislaturperiode festschreiben.“ An diesem Widerstand der CDU sehe man, wo diese klimapolitisch stehe. „Die CDU saß und sitzt beim Klimaschutz und bei einer modernen Energiepolitik im Bremserhäuschen. Mit ihrer Politik schadet die CDU zukünftigen Generationen und dem Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.“

Eine wichtige Rolle spiele, so Baumann, die Nutzung von Wasserstoff als Speichermedium. „Wasserstoff ist jedoch kein Allheilmittel, sondern müsse in den Bereichen vorrangig genutzt werden, in denen auf ihn nicht verzichtet werden kann.“ Dies sei beim Schwerlastverkehr, bei Bus und Bahn oder in der Industrie der Fall. „Wasserstoff ist der Champagner unter den Energieträgern und nicht das Sprudelwasser für den normalen Durst.“ Dies liege daran, dass die Elektrolyse energieaufwendig sei. 

In einer Wasserstoff-Roadmap habe das Land skizziert, wie Baden-Württemberg zu einem führenden Standort für Wasserstoff- und Brennstofftechnologien wird. Die Umsetzung der Roadmap erfolge über die Plattform „Wasserstoff und Brennstoffzelle – H2BW“. „Ich bin sehr froh, dass die Metropolregion Rhein-Neckar Zukunftsregion für Wasserstoff wird. Bei uns wird Wasserstoff-Technologie erlebbar und ausprobiert, etwa als Antrieb für Busse“, so Baumann. Die Metrolpolregion zähle zu den Gewinnern des nationalen Wettbewerbs „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ und erhält für ihr Konzept zum vernetzten Ausbau der Wasserstoff-Nutzung und Wertschöpfung 20 Millionen Euro Fördermittel des Bundes. Eine Kofinanzierung des Projekts durch Landesmittel in gleicher Höhe wurde vom Kabinett bewilligt.