Mit dem technischen Fortschritt gibt es mehr Möglichkeiten, auch im hohen Alter noch selbstbestimmt zu leben. Aber längst nicht alle älteren Menschen haben Zugang zu digitalen Angeboten.
„Internationale Tage oder sogenannte Welttage gibt es viele. Aber der Tag der älteren Menschen, der jährlich am 1. Oktober von den Vereinten Nationen ausgerufen wird, ist einer der ganz wichtigen. Wir sind in Deutschland mittendrin im demographischen Wandel und der stellt uns vor neue Herausforderungen“, sagt der Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann. Unsere Gesellschaft wird immer älter. „Aber alt zu sein bedeutet noch lange nicht, zum alten Eisen zu gehören“. Denn erfreulicherweise nimmt auch die Mobilität der heutigen Rentnerinnen und Rentner zu und die Lebensführung wird individueller und vielfältiger. „Auch im Alter wollen Menschen selbstbestimmt leben und wohnen. Neue Technologien können dabei helfen, dass ältere Menschen lange in den eigenen vier Wänden wohnen können – angefangen bei der technischen Unterstützung zum Bedienen von Licht und Rollläden bis hin zur Sturzerkennung und dem Absetzen eines Notrufs“, so Baumann. „Videokonferenzen helfen dabei, auch über große Distanzen hinweg Kontakt zur Familie und anderen wichtigen Menschen zu halten.“ Auch bei der Freizeitgestaltung werden digitale Angebote immer wichtiger, was sich in der Pandemie noch weiter verstärkt hat. „Digitale Ticketbuchung, digitale Impfausweise und Kontaktnachverfolgung sind für viele Menschen mittlerweile zur Routine geworden“, erklärt Baumann, doch viele Menschen würden auch von der Technik abgehängt: „Denn es gibt viele Menschen, die sich kein Smartphone leisten können oder mit der Technik nicht klarkommen.“
Der aktuelle achte Altersbericht der Bundesregierung bestätigt das: Mit dem technischen Fortschritt steigen die Chancen, auch im hohen Alter noch selbstbestimmt zu leben aber längst nicht alle älteren Menschen haben Zugang zu neuen Technologien. Das hat ganz verschiedene Ursachen: „Neben den finanziellen Gründen ist häufig die Technik selbst eine große Hürde. Denn gerade ältere Menschen sind nicht mit PC und Smartphone aufgewachsen, sondern müssen den Umgang damit erst noch lernen. Dafür braucht es geeignete Kursangebote, wie es sie zum Beispiel schon an den Volkshochschulen gibt. In Baden-Württemberg haben wir mit dem Projekt ‚gesundaltern@bw – Digitale Teilhabe im Gesundheitswesen‘ beispielhafte Modellprojekte gefördert. Zum Beispiel Mentorenprogramme für ältere Menschen.“
Damit digitale Angebote auch wirklich für alle Menschen zugänglich sind, müssen diese auch barrierefrei sein. „Auch blinde Menschen müssen sich auf einer Webseite zurechtfinden können und Menschen, die im Rollstuhl unterwegs sind, müssen auch an die Tasten des Geldautomaten kommen“, so Baumann. Hier müsste weitergearbeitet werden. Und auch die gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung müssten bedacht werden. „Zum Beispiel ist die Digitalisierung in der Pflege und im Gesundheitswesen eine gute Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten. Den direkten Kontakt zu Menschen kann die Technik allerdings nicht ersetzen. Und darum müssen wir neben dem Ausbau digitaler Angebote auch immer darauf achten, dass ältere Menschen vor Ort in der Gemeinde gut in die Gemeinschaft integriert sind und in jeder Lebenslage die Unterstützung bekommen, die sie für ein selbstbestimmtes Leben benötigen.“