Baumann spricht sich für Ersatzneubau der bestehenden Stromtrasse aus
„Ich bin strikt gegen eine neue Stromtrasse zwischen Reilingen und St. Leon“, sagt Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen. Baumann hat sich sehr deutlich für einen Ersatzneubau im Bereich der bestehenden Stromtrassen zwischen Alt- und Neulußheim und parallel zur Bundesfernstraße B 36 sowie der Schnellbahntrasse ausgesprochen und unterstützt die Position der Gemeinden Reilingen, Altlußheim und Neulußheim. „Wir brauchen natürlich für die Energiewende eine Verstärkung des Stromnetzes zwischen Karlsruhe und Weinheim durch TransnetBW, aber nicht durch eine bislang unzerschnittene Landschaft.“ Baumann hat sich an die Bundesnetzagentur gewandt, die als Genehmigungsbehörde über den Bau der Stromtrasse entscheidet.
„Wir steigen aus der Nutzung der Atomkraft sukzessive auch aus der Kohleverstromung aus. Aber wer aussteigt, muss auch woanders einsteigen: Die Lastesel der neuen Energiewelt sind Windräder und Photovoltaik-Anlagen. Erneuerbare Energien sind außerdem eine der wichtigsten Antworten auf die derzeitige energiepolitische Abhängigkeit von Russland“, erklärt Baumann. „Auch wenn wir tausend neue Windräder bauen und unsere Dächer blau von Solarmodulen aufleuchten, Baden-Württemberg ist und bleibt Energieimportland. Darum brauchen wir zusätzlich neue Stromtrassen, die in großen Mengen Windstrom aus Norddeutschland zu uns nach Baden-Württemberg bringen und wir brauchen auch eine Verstärkung der Verteilnetze.“ Darum plane TransnetBW eine Verstärkung der Stromleitung zwischen Weinheim und Karlsruhe. Auf rund 80 km Länge wird die bestehende 220-Kilovolt-Freileitung verstärkt und auf 380 Kilovolt umgestellt. Im Rahmen einer Variantenprüfung wird darum vom Vorhabenträger eine Umfahrung des Vogelschutzgebiets und Naturschutzgebiets Wagbachniederung geprüft. Dies würde eine neue Stromtrasse bei St. Leon und Reilingen bedeuten.
„Wegen der energiepolitischen Abhängigkeit Deutschlands von Russland und wegen des fortschreitenden Klimawandels müssen wir bei der Energiewende schneller werden – beim Ausbau sowohl der Wind- und Sonnenenergie als auch der Stromtrassen. Ein Ersatzneubau geht wahrscheinlich deutlich schneller als eine Neutrassierung.“ Natürlich müsse bei Stromnetz-Projekten der Naturschutz beachtet werden, sagt Baumann, der bereits in Schulzeiten seine ersten ornithologischen Beobachtungen im Naturschutzgebiet Wagbachniederung gemacht hat und viele Jahre NABU-Landesvorsitzender war. Eine Verstärkung der bestehenden Stromtrasse führe aber nach Einschätzung Baumanns nicht zu einer erheblichen Erhöhung der Kollissionsgefahr bei Vögeln, die in das nahegelegene Vogelschutzgebiet als Rastvögel einfliegen oder dort brüten. „Mir ist nicht bekannt, dass hier in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viele Vögel an den Stromtrassen verunglückt sind. Das hätte ich erfahren.“ Baumann hatte sich im Vorfeld seines Einsatzes gegenüber der Bundesnetzagentur mit mehreren Ornithologen und Naturschutzexperten ausgetauscht. „Aus Naturschutzsicht wäre eine großräumige Umfahrung der ehemaligen Klärteiche von Waghäusel mit einer neuen Stromtrasse auch aus Naturschutzsicht sogar schlechter, weil dadurch Landschaften wie die Kisselwiesen bei Reilingen zerschnitten und der Trassenverlauf deutlich länger wäre“, sagt Baumann. Baumann plädiert dafür, dass bei der Netzverstärkung der Stromtrasse vorsichtshalber geeignete technische Einrichtungen wie Vogelschutzspiralen, die von Vögeln gut erkannt werden, angebracht werden, damit auch in Zukunft Kollisionen von Vögeln mit den Stromleitungen vermieden werden. „Energiepolitisch und naturschutzfachlich spricht also alles für einen Ersatzneubau.“
Im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Energiewende in der Kurpfalz“ lädt Dr. Andre Baumann am 3. Mai 2022 zu einem Informationsabend zum Ausbau der Netzinfrastruktur in der Kurpfalz ein. Informationen sind unter www.andrebaumann.de zu finden.