Andre Baumann spricht vor einem Fridays for future Transparent

„Krisen sind keine Überraschung – sie kommen mit Ansage. Wir müssen Lösungen entwickeln, wie die Gesellschaft noch widerstandsfähiger werden kann. Krisenvorbeugung muss zur Kernkompetenz von politischem Handeln werden!“

„In Stuttgart beschäftigt sich der Landtag in den nächsten Wochen mit dem Thema ´Krisenfeste Gesellschaft´. Eine so genannte Enquete-Kommission des Landtags hat ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, innerhalb von zwei Jahren Lösungen zu entwickeln, wie die Gesellschaft noch widerstandsfähiger werden kann“, sagt Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Schwetzingen. „Wir leben in Zeiten von parallelen Krisen: Klimakrise und Corona-Krise, Energiekrise und Ukraine-Krise.“

Krisen seien Ausnahmesituationen, die uns existenziell bedrohen und unsere Gesundheit, Lebensweise und Sicherheit massiv gefährden; „In einer Krise muss schnell und pragmatisch gehandelt werden. Einen Plan für die Krise gibt es nicht. Sonst wäre es keine Krise, sondern ein Problem. Aber dennoch gilt es sich vorzubereiten. Denn Krisen sind keine Seltenheit, sie gehören zu unserer Geschichte“, so Baumann. „Entscheidend ist es, was wir aus einer Krise machen. Wenn wir daraus lernen, dann können wir gestärkt daraus hervorgehen. Genau das ist das Ziel der Enquete-Kommission.“

„Eine Lehre ist: Krisen sind keine Überraschung – sie kommen mit Ansage. Es wird immer wieder deutlich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine weltweite Pandemie und die Eskalation des russischen Angriffskriegs für sehr wahrscheinlich hielten – wohingegen politische Schritte daraufhin mitunter ausblieben. Das zeigt, dass wir als politische Entscheidungsträger sensibler für die Alarmsignale aus der Wissenschaft sein müssen. Krisenvorbeugung muss zur Kernkompetenz von politischem Handeln werden“, erklärte der Landtagsabgeordnete der Grünen auch im Hinblick auf das Artensterben und den Ausbau erneuerbarer Energien auch im Rhein-Neckar-Kreis. Um die Energiekrisen zu reduzieren, bestehe nach Ansicht des Energieexperten Baumann die Notwendigkeit effizient mit Energie umzugehen. „Die beste Energie ist die, die gar nicht produziert werden, darum nicht geleitet und auch nicht gespeichert werden muss. Und die restlichen noch notwendigen Energien sollten so gut wie möglich regional und erneuerbar produziert werden. Dass man dann ein Windrad auch von Hockenheim aus sieht, ist dann halt so. Aber jedes Windrad, jeder Solarpark und jede Geothermie-Anlage macht uns unabhängiger und krisenfester.“ Auch Anpassungen an die Klimakrise spiele immer größere Rolle Landwirtschaft. Baumann erklärt dies für die Landwirtschaft: „Auch unsere Landwirtinnen und Landwirte sollen beispielsweise in Zukunft ihre Felder gut bestellen und von ihrer Hände Arbeit leben können. Auch bei einer weiteren Zunahme von Hitzetagen, Dürreperioden und Extremwetterereignissen. Denn das wird kommen. Fraglich ist, wie stark der Klimawandel ausfallen wird.“

Krisen scheinen in der öffentlichen Wahrnehmung immer präsenter zu werden – auch bedingt durch mediale Mechanismen. „Wir nehmen wahr: In immer kürzeren Abständen von einer Krise in die nächste zu schlittern. Das heißt: Wir müssen uns und unsere Institutionen darauf einstellen, dass Krisen ständig eintreten können. Deshalb ist es notwendig, einen regulierbaren Krisenmodus einzurichten, der das Ziel hat, die schlimmsten Konsequenzen abzuwenden. Dazu benötigen wir Instrumente zur Krisenprävention und zum Krisenmanagement, wenn wir die Gesellschaft widerstandsfähiger machen wollen.“ Auch gelte es, stärker an die von Krisen besonders betroffenen Gruppen zu denken. „Menschen mit geringem Einkommen leiden besonders unter den momentanen Preissteigerungen. In der Corona-Pandemie waren besonders Frauen und Menschen mit Behinderungen die Leidtragenden. Die jeweils besonders verletzlichen und benachteiligten Gruppen müssen in einer Krise besonders beachtet werden, damit soziale Ungleichheiten nicht verstärkt werden.“

„Gerade Politik und Verwaltung sind gefragt, mit einfachen, deutlichen Botschaften zu kommunizieren und eine Sprache zu finden, die nicht nur Probleme benennt, sondern den Menschen auch Perspektiven und Hoffnung gibt. Vertrauensbildend kann außerdem eine positive Fehlerkultur sein, die signalisiert, dass Politik auch zum Lernen bereit und fähig ist“, hält Baumann abschließend fest. Genau an diesen konkreten Themen soll in den kommenden Wochen und Monaten intensiv gearbeitet werden, um die Gesellschaft gut auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten.