Fledermaus-Nachtwanderung mit dem Landtagsabgeordneten der Grünen durch den Schwetzinger Schlossgarten

Bereits beim Warten vor dem Dreibrückentor flatterten die ersten Zwergfledermäuse an den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der nächtlichen Fledermaus-Wanderung vorbei. Ein Raunen ging durch die Menge und Finger zeigten auf die kleinen geflügelten Säugetiere. Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Dr. Andre Baumann, hatte zu einer naturkundlich-politischen Fledermauswanderung durch den Schlossgarten eingeladen und mehr als 40 Personen nahmen daran teil. Ohne Teilnehmerbegrenzung wären gerne noch mehr Interessierte gekommen. Baumann begrüßte die Teilnehmenden, darunter waren auch die Gemeinderatsmitglieder Kathrin Vobis-Mink (Grüne) und Sabine Rebmann (SPD). Auch der Schlossgarten-Experten des NABU Schwetzingen, Jürgen Hauschild, war gekommen. „Der Schwetzinger Schlossgarten ist mit seinen alten Bäumen und dem Wechselspiel von Wasser- und Wiesenflächen ein Paradies für Fledermäuse“, erklärte Baumann. Mit einem speziellen Ultraschalldetektor und einer Taschenlampe wanderten die kleinen und großen Naturfreunde durch den nächtlichen Garten. Allein der Schlossgarten bei Nacht war für viele ein besonderes Erlebnis.

„Da ist eine Fledermaus!“ Immer wieder wurden die Ausführungen von Baumann zum Lebensraum und dem Wesen der Fledermäuse unterbrochen, wenn eine Fledermaus durch den Lichtkegel der Taschenlampe huschte oder der Ultraschalldetektor energisch knatterte. Dieser machte die Orientierungsrufe der Fledermäuse für das menschliche Ohr wahrnehmbar und wies somit auf deren Anwesenheit hin.

Der Biologe Baumann erklärte viele interessante Details zu den kleinen Tieren. „Unsere heimischen Fledermausarten ernähren sich ausschließlich von Insekten. Im Laufe der Jahrmillionen haben Fledermäuse die nächtliche Jagd über ein Ultraschall-Echolotsystem perfektioniert“, erklärte der Biologe. „Obwohl sie gute Jägerinnen sind, gehen sie mit Ressourcen sparsam um, selbst wenn diese im Überfluss vorhanden sind. Fledermäuse können tagsüber ihre Körpertemperatur absenken, um im Schlaf Energie zu sparen.“ Im Winter senken Fledermausarten, die nicht im Herbst in den Süden Europas ziehen, die Körpertemperatur drastisch ab, um mit ihren Fettreserven gut über die kalte Jahreszeit zu kommen. Darum sei es gefährlich, hier gebliebene Fledermäuse während ihres Winterschlafs zu wecken.

Eine Teilnehmerin bemerkte nach Baumanns Ausführungen zum Energiesparen der Fledermäuse humorvoll – aber mit ernstem Hintergrund – an, dass wir Menschen es im kommenden Herbst und Winter einfach wie Fledermäuse machen sollten: Nicht nur die Wohnungstemperatur ein paar Grad absenken, um Gas zu sparen, sondern einfach einen Winterschlaf halten. Nicht nur die spezifische Biologie der Fledermäuse wurde den Teilnehmenden nähergebracht, denn Baumann stellte auch Bezüge zum Naturschutz her. Zu allgemeinen Themen und besonders zur Naturschutzpolitik des Landes.

„Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen: Vor knapp dreißig Jahren standen jeden Winter unzählige imposante Bäume auf der Fällliste“, berichtete Baumann, der 1995 zum Gründungsvorsitzenden der NABU-Gruppe Schwetzingen gewählt wurde. Alte, kranke Bäume seien damals einfach gefällt worden, heute würden sie so gut wie möglich mit baumchirurgischen Maßnahmen erhalten. Baumann erfasste damals den Bestand der Fledermäuse, die in Bäumen nisteten. Er kartierte nachts Bäume, die von geschützten Käferarten bewohnt wurden, wie dem Heldbock oder dem Körnerbock. Über diese Daten konnten dutzende Bäume erhalten werden. „Viele der Bäume stehen noch heute, teils wurden baumpflegerisch Äste aus der schwachen Krone entfernt oder die Baumkrone gekappt.“ Baumann lobte in besonderem Maße die Schlossverwaltung und die Schlossgärtnerei: „Seit vielen Jahren kümmern sie sich vorbildlich um die Belange des Naturschutzes in der gesamten Liegenschaft. Dass statt eines englischen Rasens bunt blühende Blütenwiesen mit Klappertopf und Wiesensalbei im Englischen Garten wachsen, kommt bei den Insekten und in der Folge auch bei den Fledermäusen gut an.“

Das Land Baden-Württemberg habe auch in seinen Liegenschaften, wie beispielsweise den Schlössern und Gärten, den Naturschutz in den Vordergrund gerückt. Die naturfördernde Parkpflege aller Staatlichen Gärten sei ein Baustein des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg. Dies könne man im Schwetzinger Schlossgarten in herausragender Art und Weise erleben. Die Parkpflege im Schwetzinger Schlossgarten sei seit geraumer Zeit ein Projekt mit Leuchtturm-Wirkung im Land. Mit dem Klimawandel kommen jedoch neue, erhebliche neue Herausforderungen auf die Schlossgärtner zu. Die Schlossverwaltung entwickle im Auftrag des Landes Baden-Württemberg zukunftsweisende Konzepte, wie Parkbäume in Zeiten des Klimawandels mit Sommerhitze und -dürre erhalten werden können. „Der Landtag hat Gelder dafür bereitgestellt. Unser Ziel ist, dass wir auch in fünfzig Jahren noch attraktive, urige Bäume in unserem Schlossgarten erlebt werden können“ Davon profitierten unsere Enkel und Urenkel, und natürlich auch die in Bäumen nistenden Fledermausgenerationen.