S-Bahn-Haltepunkt Hirschacker: Dr. Andre Baumann spricht mit Bahn über den landschaftspflegerischen Begleitplan

„Bitte finden Sie einen Weg, dass mehr wertvolle Sandrasen-Natur rund um die neue S-Bahn-Haltestelle Hirschacker entsteht“, sagte der grüne Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann. Damit bezieht er sich auf die Sandflächen, welche die Deutsche Bahn AG im Zuge des Neubaus des im Dezember 2022 eingeweihten S-Bahn-Haltepunktes Schwetzingen-Hirschacker im Streckenabschnitt Mannheim – Karlsruhe geschaffen hat. Um über diesen landschaftspflegerischen Begleitplan zu sprechen, hatte der Biologe und Naturschützer Baumann zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen: Anwesend war die Technische Projektleiterin und ein Fachspezialist der DB Station & Service AG.

„Ich war bei der Einweihung des Haltepunktes im vergangenen Jahr und teils sehr erstaunt über die vorgenommene Bepflanzung und Gestaltung der Sandflächen rund um den Haltepunkt. Diese sind eigentlich ideal für selten gewordene und bei uns heimische Tier- und Pflanzenarten unserer Binnendünen“, erzählte Baumann. Rechtlich sei man zwar korrekt vorgegangen, fachlich jedoch nicht. „Wir Kurpfälzer haben eine Verantwortung für Silbergras und Blauschillergras, Sandstrohblume und Sandlaufkäfer. Aber auf manchen Sandflächen werden langweilige Gehölze wachsen und das große Naturschutzpotenzial neben dem Naturschutzgebiet Hirschacker für Binnendünen würde verschenkt.“

Die Sandstrohblume kommt im Land nur in Sandmagerrasen vor, mit dem größten Bestand in Schwetzingen. Baumann hat seine Diplomarbeit zur Ökologie dieser Pflanzenart im Jahr 2000 verfasst.

Mögliche Heimat für unzählige streng geschützte Tier- und Pflanzenarten

Die Sandflächen, die sich in Fahrtrichtung Schwetzingen rechter Hand befinden, würden ebenso wie das ein Stück weiter nördlich gelegene, vor rund 25 Jahren auf Baumanns Initiative hin an die EU-Kommission gemeldete Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) ein Potenzial wie nur wenige Orte in Baden-Württemberg bergen. Als angehender Biologe und Vorsitzender der NABU-Gruppe Schwetzingen und Umgebung hatte Baumann Bestandserfassungen der Sandvegetation durchgeführt, die nach der Entfernung der Gleise und des Gleisschotters auf dem ehemaligen Rangiergelände entstanden sind. „In dem heute durch EU-Recht streng geschützten FFH-Gebiet finden sich sehr artenreiche Sandmagerrasen mit kalkhaltigen und kalkarmen Sandböden“, erklärte Baumann. „Dieses könnte als Referenzfläche für die weiter südlich neu angelegten Sandflächen der Bahn dienen. Man muss es nur machen.“

Auf den Einwand, dass die Anlage dieser Flächen ja so gut wie abgeschlossen sei, entgegnete Baumann, dass man tatsächlich schon zu Beginn der Planung auf die besonderen Umstände dieses Geländes im Stadtteil Hirschacker hätte eingehen müssen. „Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht zuständig für dieses Gebiet und anscheinend hatte niemand die Vegetation der Binnendünen im Blick“, bedauerte Baumann, der seit 2021 Wahlkreisabgeordneter des Wahlkreises Schwetzingen und damit wieder zuständig ist. Würde sich die Deutsche Bahn dazu entschließen, die Pflege der neuen Flächen, wie bereits zuvor die des FFH-Gebietes, den Naturschutzbehörden zu überlassen, könne hier ein wertvolles Sandbiotop mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten entstehen, die hoch oben in den Roten Listen bedrohter Arten aufgeführt sind. Eine solche Neodüne sei auch auf der Bundesgartenschau in Mannheim entstanden. „Das besondere Potenzial dieser Flächen am Haltepunkt Hirschacker muss einfach genutzt werden“, so Baumann. „Ich bleibe hartnäckig und werde nicht Ruhe geben, weil ich weiß, dass es geht.“ Am Ende des Treffens beschlossen alle Anwesenden, zu diesem Thema im Gespräch zu bleiben.