Einen Tag war Dr. Andre Baumann mit Sascha Gräter unterwegs, dem Hockenheimer Bezirksschornsteinfeger und Energieberater. „Schornsteinfeger haben eine wichtige Aufgabe. Sie überprüfen nicht nur jede Feuerstätte vor Ort, sie beraten Bürgerinnen und Bürger bei der Wärmeversorgung – neutral und professionell“, sagt Baumann. In den letzten Wochen hat der Landtagsabgeordnete der Grünen mehrere Handwerksbetriebe im Wahlkreis Schwetzingen besucht, mitgearbeitet, zugehört und nachgefragt.

Sascha Gräter ist Schornsteinfeger in der 5. Generation. Den Betrieb hat er von seinem Vater übernommen, der zwar mittlerweile im Ruhestand ist, aber wie alle in der Familie mithilft. Gräter beschäftigt zwei Gesellen und einen Auszubildenden. „Ich mache diesen Beruf sehr gerne, weil er sinnvoll ist und ich eine unverzichtbare Arbeit leiste“, sagt er. Im Gespräch berichtet Gräter, dass sich das Berufsbild in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geändert hat. „Natürlich ist die Basis meiner Arbeit die Überprüfung aller Feuerstätten in meinem Bezirk, die ich im Auftrag des Staates leiste.“ Gräter hat sich wie viele seiner Kollegen darüber hinaus zum Energieberater ausbilden und zertifizieren lassen. Er informiert und unterstützt seine Kunden bei der Wärmewende, wie klimafreundlich und preiswert eine Wärmeversorgung aussehen kann. Für Baumann ist dies ein Glück, da Schornsteinfeger fast in jeden Haushalt kommen, in der Gesellschaft ein hohes Ansehen genießen und die Menschen ihnen vertrauen. „Wir Energieberater übernehmen eine wichtige Aufgabe beim Klimaschutz, wir beraten Bürgerinnen und Bürger und stellen für unsere Kunden Förderanträge zum Beispiel bei Gebäudesanierungen oder bei der Modernisierung der Wärmeversorgung“, erklärt Gräter.

Der Energieberater nimmt Baumann mit zu einem Kunden, den Gräter bei der Modernisierung der Wärmeversorgung unterstützt. Dieser Kunde ist Michael Schöllkopf aus Hockenheim, Vorsitzender von Solardrom e.V., und Baumann bestens bekannt. Im Wintergarten erläutern Gräter und Schöllkopf das Projekt. „Mein Haus ist vergleichsweise gut gedämmt und natürlich nutze ich schon lange Solarstrom. Herr Gräter hat mit mir einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellt, der die Grundlage für Förderanträge ist“, erzählt Schöllkopf. Energieberater und Kunde kamen zu dem Ergebnis, dass eine strombetriebene Wärmepumpe gut geeignet für die zukünftige Wärmeversorgung sei. „Für Herrn Schöllkopf stelle ich den Förderantrag bei der BAFA. Dass ich mir als Schornsteinfeger dabei einen Kunden nehme, bei dem keine Feuerstätte mehr vorhanden ist, spielt natürlich keine Rolle. Es geht um die beste Lösung“, erklärt Gräter. „Es wäre aber gut, wenn Schornsteinfeger zukünftig nicht nur eine regelmäßige Schau der Feuerstätten, sondern auch der Wärmestätte durchführen.“ Baumann sagt zu, Gräters Vorschlag zu prüfen: „Wärmepumpen und Wärmenetze werden beide tragende Säulen der Wärmewende sein. Es wäre sinnvoll, dass ein Energieexperte regelmäßig vor Ort geht und das Wärmemanagement anschaut – auch wenn keine Feuerstätte mehr vorhanden ist. Dieser Energieexperte könnte ein Schornsteinfeger sein“, sagt Baumann.

Baumann möchte wissen, welche Wünsche Gräter an die Politik hat. „Die Feuerstättenschau sollte wie früher zweimal in 10 Jahren stattfinden, nicht wie seit wenigen Jahren zweimal in 7 Jahren“, berichtet Gräter. „Wir kommen mit dem Besuch aller Haushalte sonst nicht durch. Manche Kehrbezirke sind auch mittlerweile größer geworden.“ Die Situation verschärfe sich zusehends, da Schornsteinfeger fehlten. „Manche Kehrbezirke können nicht mehr mit Schornsteinfegern besetzt werden.“ Baumann und Gräter sind sich einig, dass mehr Werbung fürs Handwerk gemacht werden und die Rahmenbedingungen für das Handwerk stimmen müssen. Dazu zähle auch eine Entbürokratisierung, da das Gros von Regelungen den einen oder anderen Gesellen davon abhält, einen Meisterbetrieb zu gründen. „Papierkram ist größtenteils Aufgabe des Meisters. Um diesem zu entkommen, verzichtet der eine oder andere Geselle auf den nächsten beruflichen Schritt“, sagt Gräter. Das Handwerk werde jedoch dringend gebraucht und habe auch weiterhin einen goldenen Boden. Baumann stellt am Ende seines Besuchs fest: „Auch hier zeigt sich: Handwerker braucht das Land! “