Solarfeld auf dem Dach. Dr. Andre Baumann zusammen mit Werner Müntener, dem Bauherrn (Timo Frey) und dem Montageteam (MSA)

Dr. Andre Baumann arbeitet einen Tag bei WM Erneuerbare Energien in Altlußheim. Eine Photovoltaik-Anlage wurde in Plankstadt montiert.

Ohne Handwerker gelingt die Energiewende nicht. Davon ist Landtagsabgeordneter Dr. Andre Baumann überzeugt. Im Rahmen seiner Handwerkstour arbeitete Baumann einen Tag mit dem Energieexperten von WM Erneuerbare Energien, Werner Müntener, zusammen. Der Abgeordnete, der seit 2016 auch Staatssekretär des Ministeriums für Energiewirtschaft ist, will wissen, wie die Energiewende ganz konkret gelingt, so dass Photovoltaikanlagen aufs Dach und Stromspeicher in den Keller kommen, wo es gut läuft, wo es hakt und welche Stellschrauben gedreht werden sollten, damit die Energiewende vor Ort noch besser gelingt. Hier kennt sich Energie-Experte Werner Müntener aus Altlußheim aus. Auf mehr als 500 Dächern zwischen Schwetzingen und Waghäusel hat er zusammen mit anderen Handwerksunternehmen aus der Region in den letzten Jahren Photovoltaik-Anlagen installiert.

„Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach kann das Klima geschützt werden und auch der Geldbeutel“, sagt Müntener. „Wie beim Hausbau ist auch beim Energiemanagement eines Hauses eine gute Planung das A und O.“ Wichtig sei zu wissen, wie der aktuelle und geplante Stromverbrauch aussieht. „Die modernen Photovoltaikanlagen produzieren so effizient Strom, dass dadurch Kosten gesenkt oder Strom ins Netz eingespeist werden kann“, so Müntener. Baumann will wissen, wie die Auftragslage aussieht und wie die Lieferung von Modulen und Wechselrichtern funktioniert. „Bis April nächsten Jahres ist mein Auftragsbuch voll, so viele Kunden melden sich. Aber ich kann mich nicht zerteilen und es fehlen Module und Bauteile.“ Beispielsweise fehlten Wechselrichter, die Gleichstrom und Wechselstrom umwandeln. „Mein Großhändler hat wie alle anderen derzeit auch Lieferschwierigkeiten.“ Müntener arbeitet beim Aufbau der Photovoltaikanlagen mit Handwerksbetrieben aus der Region zusammen. „Es fehlen Handwerker an allen Ecken – sei es beim Elektriker-Betrieb oder bei Montage-Teams. Wir brauchen mehr Leute, die schaffen wollen, die Handwerker werden wollen, die auch mal anstrengende Tätigkeiten leisten. Denn ohne Handwerker gelingt die Energiewende nicht“, sagt Müntener.

Müntener fährt mit Baumann auf die erste Baustelle im Plankstadter Osten. Ein Montagebetrieb aus Waghäusel, mit dem Müntener eng und gut zusammenarbeitet, ist auf dem mehr als 50 Grad steilen Dach der Baustelle tätig. Die aus Pakistan stammenden Mitarbeiter schrauben bereits die Unterkonstruktion der Photovoltaik-Anlage auf die Dachsparren. Baumann reicht Montageschienen nach oben. Dann kommt die Schwerstarbeit: Modul für Modul muss auf das Dach gewuchtet werden. Jedes Mal ist das ein Balanceakt. Erst scheint die Sonne aufs Dach, dann folgt ein Landregen. „Großartig wie schnell, wie professionell und voller Fröhlichkeit die Monteure die schwere Arbeit leisten“, sagt Baumann. Die Module werden in die Unterkonstruktion eingehängt, die Kabel zusammengesteckt und durch das Dach in das Gebäude geführt. In wenigen Stunden war alles vollbracht: Ein Haushalt wird bilanziell energieunabhängig, die Stromversorgung erfolgt größtenteils vom Dach, die strombetriebene Wärmepumpe heizt das Haus – ganz ohne Gas, ohne Öl und ohne hohe dauerhafte Kosten. Müntener erklärt: „Eine gute Planung ist wichtig, damit sich die Investitionen zeitnah amortisieren. Ich brauche heute keine große Werbung mehr zu machen. Die „Mund-zu-Mund-Werbung“ meiner zufriedenen Kunden ist die beste Werbung.“

Montage eines PV-Moduls

Für Baumann ist der Besuch wichtig. Die Stromproduktion der Zukunft wird auch in Baden-Württemberg neben der Windenergie, insbesondere über die Photovoltaik, erfolgen. Baden-Württemberg hat eine Photovoltaik-Pflicht gesetzlich verankert. Bei Neubauten müssen Photovoltaik-Anlagen bereits heute aufs Dach installiert werden, ab Anfang 2023 auch bei grundlegenden Dachsanierungen. „Ich sehe diese Photovoltaik-Pflicht natürlich positiv. Nur bei der zukünftigen PV-Pflicht bei Dachsanierung befürchte ich, dass Hausbesitzer vor den Kosten von Photovoltaik-Anlagen zurückschrecken und das Dach nicht sanieren“, erklärt Müntener. Baumann sagt zu, dass er diesen Wunsch mitnimmt. „Dächer müssen saniert und auch gedämmt werden. Ganz klar. Wir werden ein Auge darauf haben“, so Baumann.

„Ich möchte Ihnen noch zeigen, wie schnell ein Stromspeicher im Keller aufgebaut ist“, sagt Müntener. Von Plankstadt fahren sie wieder nach Altlußheim. Müntener zeigt während der Fahrt stolz auf die Dächer von vielen Privathäusern und dem Kindergarten am Ortseingang von Altlußheim. „Das sind meine Projekte.“ Bei der Kundin angekommen, tragen Baumann und Müntener die Lithium-Ionen-Akkus in den Keller und stecken sie ineinander. „Nicht für jeden Haushalt mit einer Photovoltaik-Anlage lohnt sich ein Stromspeicher. Es ist wichtig, genau nachzurechnen“, sagt der Altlußheimer Energieexperte. „Aber richtig geplant, kann man mit einer Photovoltaik-Anlage in Verbindung mit einem Speicher Geld sparen.“ Müntener möchte von Baumann wissen, warum das Förderprogramm des Landes für Stromspeicher nur für Neuanlagen gemacht wurde. „Das Förderprogramm für netzdienliche Stromspeicher lief allen Unkenrufen zum Trotz sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass ruckzuck die vom Landtag bereitgestellten Fördergelder aufgebraucht waren. Wir haben das Förderprogramm mit frischen Geldern versorgt. Und danach ein weiteres Mal mit Corona-Mitteln zur Ankurbelung der Wirtschaft. Aber auch dieses Geld war schnell aufgebraucht. Ich bin zufrieden“, erklärt Baumann. Müntener würde sich für die Zukunft bei einer Neuauflage auch eine Speicherförderung für Bestandsanlagen wünschen, denn da könnte man durch die bekannten Verbrauchswerte aus dem Monitoring der PVA mit bedarfsgerechten Speichergrößen gezielt Netzstrom einsparen und den Speicher damit wirtschaftlicher machen. Somit würde für das öffentliche Netz mehr Strom zur Verfügung stehen.

Dr. Andre Baumann bei der Montage des Stromspeichers.

Am Abend verabschiedet sich Baumann mit der einen oder anderen guten Idee, wie die Solarwende vor Ort vorangebracht werden kann. „Ich danke Ihnen sehr herzlich, dass ich Ihnen über die Schulter schauen konnte, mit anpacken durfte und Sie mir das eine oder andere erklärt haben.“