Dr. Andre Baumann besucht den Biohof Forst in Ketsch und übt sich selbst im Spargelstechen. Naturschutz und Landwirtschaft müssen Hand in Hand gehen.

„An diesen kleinen Rissen im Sand erkennt man: Da kommt der Spargel raus“, erklärt Bio-Spargelbäuerin Heike Gress früh morgens auf ihrem Spargelacker dem Landtagsabgeordneten der Grünen, Dr. Andre Baumann, bei seinem Besuch. Dann heißt es, mit der linken Hand den Sand aufgraben und den Spargelspross freizulegen und den Spargel abzustechen. Der Landtagsabgeordnete ist mit der Ketscher Landwirtin zum Spargelstechen verabredet. Gemeinsam gehen sie durch die Reihen des Spargelackers in der Schwetzinger Hardt, ernten und sprechen dabei über die große Agrarpolitik und die Situation der Landwirtschaft in der Region, über den Flächendruck rund um Schwetzingen und Ketsch und auch über den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien.

„Wir betreiben den einzigen Biospargelhof in der Region“, sagt Gress. „Ganz ohne Pflanzenschutz und Mineraldünger bauen wir seit 22 Jahren Spargel auf Schwetzinger Gemarkung an. „Und auf Plastikfolie auf unseren Flächen verzichten wir natürlich auch.“ Die Spargelbäuerin berichtet, dass weniger Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger einen geringeren Spargelertrag erbrächten. „Im letzten Jahr war es sehr nass und die Wildkräuter haben Überhand genommen. Da war alles grün von Gräsern und Kräutern.“ Gress zeigt Baumann auf dem Smartphone Fotos von grün überzogenen Spargeläckern. „Aber statt die Ackerflächen mit einem Herbizid einfach abzuspritzen, habe ich von Hand auf den Ackerflächen die Unkräuter mit der Hacke bekämpft. Reihe für Reihe. Das war eine fürchterliche Plackerei. Aber ich habe das gleiche Ergebnis erzielt: Der Spargel kann wachsen“, berichtet Gress lachend. „Einen deutlich höheren Preis verlangen wir für unsere Spargel nicht, obwohl unser Aufwand manchmal schon sehr hoch ist. Aber ich freue mich, dass unsere Stammkunden immer wieder zu uns kommen. Das gibt uns Sicherheit. Außerdem brüten auf unseren Ackerflächen viele Feldlerchen, die seltenen Haubenlerchen und die Feldhasen-Dichte ist bei uns auch am größten. Das zeigt mir: Bei uns ist die Natur in Ordnung.“

Dr. Andre Baumann und Heike Gress auf dem Spargelacker des Biohof Forst

Baumann dankt Gress für dieses Engagement. „Wir brauchen eine gute Zukunft für bäuerliche Landwirtschaft im Land und auch bei uns in der Region, am besten mit einer regionalen Vermarktung wie bei Euch.“ Der Abgeordnete der Grünen spricht von den aktuellen Entwicklungen der EU-Agrarpolitik und den Zielen der Landwirtschaftspolitik im Land. „Uns ist wichtig, dass der jahrzehntelange Streit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz aufhört. Wir sitzen alle in einem Boot.“ Er berichtet, dass er sich darum auch persönlich für eine Weiterentwicklung des Volksbegehrens „Rettet die Biene“ eingesetzt habe. Ziel sei es, gemeinsam mit der Landwirtschaft das Insektensterben zu bekämpfen. „Wichtig ist mir ein kooperatives Miteinander von Landwirtschaft und Naturschutz. Ich habe von der Konfrontation die Nase voll.“ Die Ziele seien für Baden-Württemberg sehr ambitioniert: Bis 2030 soll der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln um 40 bis 50 Prozent reduziert werden und der Anteil der Bio-Landwirtschaft auf einen Anteil von 30 bis 40 Prozent anwachsen. „Natürlich muss das marktgetrieben passieren.“ Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssten die Bio-Produkte auch kaufen, damit sich der höhere Aufwand auch für die Bio-Bauern lohne.

Gress und Baumann sprechen auch über den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Kein Wunder, denn der Spargelacker auf dem Gress und Baumann durch die Reihen gehen, liegt nur wenige hundert Meter vom Waldrand des Entenpfuhl-Waldes entfernt. „Dort im Entenpfuhl-Wald könnten sich von mir aus zwei bis drei Windräder drehen und rein theoretisch die gesamte Stromversorgung Schwetzingens und Ketschs abdecken“, sagt Baumann. „Ich habe Forstminister Peter Hauk gebeten, die Landeswaldflächen für Windräder anzubieten.“ Heike Gress hätte nichts dagegen. Auch über mögliche Flächen für einen Solarpark sprechen die beiden. Baumann könne sich vorstellen, dass auf der alten Mülldeponie direkt südlich der Spilger-Kiesgrube ein Solarpark entsteht. Gress kennt die Geschichte der Deponie: „Ich habe als Kind in der früheren Kiesgrube gespielt, während meine Eltern Spargel geerntet haben. Irgendwann wurde das Kiesloch mit Müll aufgefüllt, mit Boden abgedeckt und renaturiert.“ Ein Solarpark störe sie auch nicht.

Auch wenn am Ende des Besuchs der Spargelkorb nicht randvoll ist, hat sich der Besuch dennoch mehr als gelohnt. „Spargel anbauen und ernten ist Handarbeit und die ist jeden Cent wert. Ich danke Heike Gress für die Einblicke in dieses Handwerk und den wichtigen Austausch zu einer nachhaltigen Landwirtschaft“.